Doctor Fausti Weheklag und Höllenfahrt

Das Habe-nun-Ach für Angewandte Poesie.

Deutschlandzyklus 1: So geht’s doch auch

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Update zu Before Sunrise,
Jean Paul, sein erster Kuss, meine Bedienung und ich,
Über den Kirchplatz mit Lancelot: Die namenlosen Religionen zu Coburg,
Dunkeldeutschland
und Zahlenzyklus:

Der Feldmarschall von Blücher,
der hat genau drei Bücher:

Eins zum Lachen,
Eins zum Denken

und das Dritte
zum Verschenken.

Sprach er zu Herrn von Grieben:
„Mehr fänd ich übertrieben!“

Hans Traxler.

Sad and Useless, ca. 2019

Als Teil der Aufarbeitung meines Schultraumas, im Schuljahr 1982/1983 Bayerns einziger Schüler gewesen zu sein, der wegen Geschichte sitzengeblieben ist, muss ich seit meinem um ein Jahr verspäteten Abitur immer nachschauen, was die ganze Zeit in meinem zuständigen Kulturkreis so los war. Bis heute verstehe ich das wenigste. Das war in der achten Klasse, dem Jahr, wo in Geschichte das Mittelalter dran ist. Mit 33 bis ungefähr 38 Jahren war ich dann sogar in einem Mittelalterverein, um es meinem alten Geschichtslehrer, der seit Jahrzehnten was Besseres zu tun hat als sich mit Schulbuben rumzuärgern, zu zeigen. Es war ein langer Weg von dem Tag. als der blaue Brief von der Schule eintraf, woraufhin meine Mutter nach mir als „A Hockenbleiber in der Familie! Pfui Deifl!“ einen großen Kuddel nach mir gespuckt hat, bis in den Mittelalterverein, aber ich schweife ab. Im übrigen hab ich nach der Achten am Ende der Sommerferien die Nachprüfung bestanden und musste noch kein Schuljahr wiederholen.

Zwanzigstes Jahrhundert ist doof, das muss man sich schon zu arg zu Herzen nehmen, außerdem rinnt da alles aus- und durcheinander. Auf der Suche nach bedeutenden Ereignissen in der deutschen Geschichte, bevor sie einem um die Ohren fliegt, hab ich mich natürlich erst umgehört, woraus man ein eher kurzes Gedicht herauspressen könnte. Soll man ja immer: kommunizieren. Die Ausbeute war:

  • Als der Olle Fritz Maria Theresia einmal Schlesien wegnahm.
  • Die teutsche Reichsgründung auf den artilleriezermalmten Knochen des welschen Erbfeindes.
  • Die Entlassung des Unsympathen (Bismarck) durch den Vollidioten (Wilhelm II.).
  • Die 7 Kardinalfehler der Obersten Heeresleitung im 1. Weltkrieg, u.a. den unbeschränkten U-Bootkrieg, der dann nach der Versenkung der Lusitania mit einiger Verspätung die Yankees an die Seite der Alliierten torpedierte.
  • Rilke 1922.
  • Von Papens pflanzliche Wadenmuskulatur.

Schuld bin ich ja selber, was treib ich mich auch dauernd mit Gelehrten rum.

Sad and Useless, ca. 2019

So geht’s doch auch

Beyträge zur alternativen Historienschreibung

Neulich in Wessobrunn, ca. 790:

          Der Abt so:
                    Du, Poeta, schau amal her da,
                    da wär grad noch
                    ein Platzerl frei im Manuskript.
          Poeta so:
                    Ja, schon, und jetzt,
                    was hab ich damit zum Tun?
          Der Abt so:
                    Na, da schreibst etz eins
                    da nei von deine religiösen.
          Poeta so:
                    Am End wieder so ein frommes?
          Der Abt so:
                    Na freilich keine so eine Sauerei nicht.
          Poeta so:
                    Och, warum nicht? Schau halt hin,
                    wie’s die Schöpfung allerweil
                    so schön hing’stellt ham!
          Der Abt so:
                    Ja genau, du machst des scho.

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Neulich in Canossa, 1077:

          Heinrich IV. so:
                    War doch
                    nicht so
                    gemeint, Bruder.
          Gregor VII. so:
                    Schon klar,
                    komm rauf,
                    gibt Grappa.

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Zweites Laterankonzil, Rom 1139:

          Innozenz II. so:
                    Schön, dass ihr dabei wart, Jungs!
                    Ciao und immer feste
                    drauf auf eure Beste!
                    Doch merkt im Eifer eures Schwungs:
                    Das gilt für eure Frau!
                    Mit Konkubinen moderater!
          Und alle so:
                    Na, immer doch, Heiliger Vater!
                    War wieder äußerst lehrreich. Ciao!

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Vatikanstadt, 4. Oktober 1582, Abend:

          Gregor XIII. so:
                    Memento mori: Bitter macht
                    der Tod das Leben. Mitternacht
                    lösch du dein Licht: Alsbald verwesen
                    die, die spät im Psalter lesen.
          Sein Ministrant so:
                    Macht halblang, o Vater: Lang aufbleiben frommt,
                    wenn eh auf den Vierten der Fünfzehnte kommt.

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Prager Burg, 23. Mai 1618:

          Heinrich Matthias von Thurn so:
                    Macht mal wer das Fenster auf?
          Jaroslav Borsita von Martinitz so:
                    Mach halt dein Fenster selber auf.

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Frankfurt am Main, ca. 1756:

          Frau Aja so:
                    Johann Wolfgang, gehst du ned glei
                    wech da von dem Kaschperletheater!
          Und Goethe so:
                    Schau emoll Mama, die spiele de Faust.
          Und Frau Aja so:
                    Herst du ned!
          Und Goethe so:
                    Menno.

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Karlsbad, 1819:

          Ernst Moritz Arndt so:
                    Zwanzig Druckbogen, Exzellenz. Wär’s Ihnen so genehm?
          Und Metternich so:
                    Genehm zu genehmigen, mein Lieber. Trag Er’s zum Setzer.

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Sarajevo, 28. Juni 1914:

          Sophie Chotek so:
                    Franz Ferdinand, Obacht, deine Schnürsenkel.
          Und Franz Ferdinand so:
                    Hoppala, gor ned gmerkt.

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Berlin, 18. Februar 1943:

          Goebbels so:
                    Wollt ihr den totalen Krieg?
          Und alle so:
                    Och nööö, lass mal.
          Und Goebbels so:
                    Was wollt ihr denn?
          Und alle so:
                    Freibier, oder?
          Und Goebbels so:
                    Also schön, im Foyer dann.
          Und alle so:
                    Jaaaaa!

Sad and Useless, ca. 2019

Bad Bunnies: via Sad and Useless. The Most Depressive Humor Site on the Internet:
Why So Many Medieval Manuscripts Depict Violent Rabbits?, ca. 2019.

Die haben auch gewalttätige Weinbergschnecken und anzügliche Katzen.

Sad and Useless, ca. 2019

Soundtrack: Feelsaitig: Odysseus, aus: Äpfl!, 1991:

Written by Wolf

9. September 2022 um 00:01

Veröffentlicht in Frühmittelalter, ~ Weheklag ~

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