Archive for März 2017
Nachtstück 0007: Gespräch mit einem frischerstandenen Vampyren (was niemand hören wollte)
Update zum Nachtstück 0006: Nachtstück 0006: Sie fielen alle über mich her, da dacht‘ ich: nun so hört zu und zu den vier unbekannten Mengen
nach Idee, Vorschlag und Motiven unseres Lesers Thomas Faulhaber
mit Bildmaterial nach Johann Heinrich Füssli: Der Nachtmahr, 1781:
——— Faust 1, Zueignung, Vers 17 ff.:
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——— Faust 2, Weitläufiger Saal, mit Nebengemächern, verziert und aufgeputzt zur Mummenschanz, Vers 5295 ff.:
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Soundtrack: Anton Bruckner: Nullte Symphonie, WAB 100, 1869,
besonders der 2. Satz: Andante:
Frischerstandene Vampyre:
- Johann Heinrich Füssli: Der Nachtmahr, 1781;
- Alex van Warmerdam: Borgman, 2013;
- Carl Theodor Dreyer: Vampyr – Der Traum des Allan Gray, 1932;
- James Whale: Frankenstein, 1931;
- Ken Russell: Gothic, 1986.
Lache, liebez frowelîn
Update zum weiland Weekly Wanderer 4:
Anneliese Braun: Goethe auf dem Kickelhahn bei Ilmenau:
——— Des Minnesangs Frühling 6,14; 6,20; 6,26,
Männerlied um 1200, falsche Zuschreibung an Walter von Mezze, anonym:
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Franziska meint: „Hui, das ist ja echt schön, Mensch. Wirklich Hochmittelalter?“
„Aber hallo. Kreuzgereimt mit Paarreim am Ende, wie als Refrain, dreimal durchgehalten. Richtig elaboriert. Du hast recht, so eine Stringenz wäre eigentlich erst kurz nachher ab Reinmar dem Alten dran.“
„Reinmar, Reinmar … Schon gehört, oder?“
„Nein, nicht der von Zweter. Übrigens auch nicht der von Brennenberg.“
„So wie Richard Wagner nicht gleich Richard Wagner ist.“
„Verachtet mir die Meister nicht und lobt mir ihre Werke.“
„Das ist schon Neuzeit.“
„Und erst in der Romantik formuliert und vertont.“
„Und außerdem falsch zitiert.“
„Sag bloß.“
„Verachtet mir die Meister nicht und ehrt mir ihre Kunst, wenn schon.“
„Kluges Kind.“
„Mediävist.“
„Vorsicht.“
Lachendes Frowelîn: Frances McClain: Hey Look, I’m Smiling (candid, mid-laugh), 13-, aber mit Mutterns Lippenstift so gut wie volljährig, nach ihren Angaben ein echter Schnappschuss, 21. Februar 2012;
Soundtrack: Richard Wagner featuring Bernd Weikl: Die Meistersinger von Nürnberg, 1868,
Finale, Bayreuther Festspiele 1984:
Bonus Track mit mehr walt in grüener varwe: Faun: Federkleid, aus: Midgard, 2016
(natürlich schlimmer Mittelalterkitsch, aber wer mir von weitem eine Drehleier zeigt, kann mir alles vorspielen):
Diu minne minnesam und die lieben passiv-aggressiven Lieben
Update zu Dein pöschelochter roter mund:
——— Des Minnesangs Frühling 3,17,
Handschrift C (Codex Manesse), frühe Frauenstrophe, ca. 1160:
Mich dunket niht sô guotes
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Mir scheint nichts so gut
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Katelyn meint: „Dauert das noch? Ich sitz hier knietief in Winterstiefeln zu deinem Frühlingskleidchen von der Vogelweide.“
„Zieh doch aus.“
„Ja, sofort. Witzig. Erzähl noch einen.“
„Später vielleicht. Der Bildausschnitt auf die Entfernung is‘ kein Kränzchenwinden.“
„Modellsitzen auch nicht.“
„Kannst du mal eine hundertfünfundzwanzigstel Sekunde lang so tun, als ob dir das Buch gefällt?“
„Die muffige Schwarte? Müsste es?“
„Wär besser für dich, das wird dein Honorar.“
„Aha. Heißt das, ich darf wenigstens umblättern?“
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Lydia meint: „Dauert das noch?“
„Schon steifgesessen?“
„Ich hab dir die Idee geschenkt und zieh das jetzt durch mit dir, aber in echt ist das noch gar kein Wetter zum Barfußlaufen, sag mal selber.“
„Ich merk’s. Sei du froh, dass du so nicht rumrennen musst. Ich muss ja, aber die einzelnen Steinchen pieksen elendig. Und schau dir mal meinen T-Shirtbauch an.“
„Eine Runde Mitleid. Darf ich wenigstens umblättern?“
„Models. Nächstes Mal knips ich wieder Sukkulenten.“
„Au ja, aber diesmal lustige.“
*
BIlder: Katelyn by Sarah Lillian: Ankle Deep in Spring 27. April 2011;
Lydia, 9. April 2011.
Soundtrack 1: diu minne minnesam: Ougenweide: Willkommen, live 1976,
nach Walther von der Vogelweide: Ir sult sprechen willekomen, Ende 13. Jahrhundert:
Soundtrack 2: diu liehte rôse:
Carson Sage & the Black Riders: Red is the Rose,
aus: Skirl o’Carson, 1991; Walk With an Erection, 1993:
Quis me amabit? (Wer sol mich minnen?)
Update zu Mit Blumen, mit verdorrten:
——— Carmina Burana, 149,I–II: I Floret silva nobilis
* II Gruonet der walt allenthalben
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——— Carmina Burana, 149,I–II: I Der Wald schmückt sich reich
* II Es grünt der Wald allüberall
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Ola meint: „Huhuhu, nun ist er davongeritten! Huhuhu, nun stehe ich in dem Walde und werde nie wieder einen Mann treffen! So gehen eure Frühlingslieder? Sag mal, ist das normal bei euch Deutschen?“
BIld: Ola „The Miss Cullen“ Gajdosz: make love not war XXXVI, 26. Januar 2014.
Bonus Track, weil Musik ja auch irgendwie Spaß machen soll:
Zupfgeigenhansel: Deutschland, was im März errungen,
aus: Volkslieder III (Im Krug zum Grünen Kranze), 1978 zur Feier der Märzrevolution 1848:
Me no worry
——— Friedrich Schiff:
Miss Shanghai
aus: Maskee. A Shanghai Sketchbook, Shanghai, Privatdruck um 1940:
Me no worry — me no care!
Me go marry millionaire!
If he die — me no cry!
Me go marry other guy!!
„Maskee“ heißt „never mind“.
Looks via Bauman Rare Books, New York; Rare Oriental Books, Aptos, California.
Bonus Track: Zhou Xuan, Ruan Lingyu: Ye Shang Hai, aus: Nightlife in Shanghai, ca. 1938:
Wære diu werlt alle mîn
Update zu Frühlingsreigen Buranum:
——— Carmina Burana, 145,7; 175,6: I Wære diu werlt alle mîn
* II Tougen minne diu ist guot
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——— Carmina Burana, 145,7; 175,6: I Wäre die ganze Welt mein
* II Heimliche Liebe ist herrlich
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BIld: Janina im damals 2. Semester Englische Philologie auf Magister Artium, WS 2010/2011 via El Erotismo de las Bibliotecas, 15. November 2016: „Die reden sich leicht in Benediktbeuern. Wenn mir die ganze Welt bis an den Rhein gehören würde, könnt ich mich auch grade noch zusammenreißen, mit dem König von England was anzufangen“;
Soundtrack: 5° G Liceo Artistico Michelangelo Guggenheim, Venezia:
Three different ways of Carl Orff: Were diu werlt alle min, 2015:
Bonus Track: Virginia Jetzt!: Mein Sein, 2002, in: Wer hat Angst vor Virginia Jetzt!, 2003;
Video von Benjamin „Nichts bereuen“ Quabeck mit Jung-Julia „Absolute Giganten“ Hummer: