Archive for the ‘Hochmittelalter’ Category
Ob ich recht erraten könne, was die Minne sei?
Update zu Der Weise aus dem Mörchenland,
Da ist schwäb’scher Dichter Schule, und ihr Meister heißt – Natur!
und Der arme Stephan mit dem gebackenen Kopf:
Unserer Vorliebe für siebenzeilige Strophen folgend, entdecken wir welche im Minnesang des Hochmittelalters. Letzteres wiederum entdecken wir im historischen Bestsellerroman der deutschen Romantik, und Wilhelm Hauff tut uns gleich den Gefallen und erklärt das Wichtigste im eigenen Primärtext.
Literaturgeschichtlich hat Lichtenstein, Wilhelm Hauff 1826, mehrmals die wunderschönsten, dabei noch historisch informative Illustrationen erfahren, die man neben getrost bei Inge Nunnenmacher: Wilhelm Hauff und sein Roman Lichtenstein. Folge I, 2013 ff. im gewohnt kompetenten Goethezeitportal nachschlagen mag; mit Folge II: Ein Märchenschloss wird Wirklichkeit, 2013 f. und Folge III: „Wer kennt nicht Wilhelm Hauff, den schwäbischen Walter Scott? Wer hat nicht seinen Lichtenstein gelesen?“ (Griesinger) Ein Beitrag zur Rezeption von Hauffs „Lichtenstein“, 2014 ergibt sich eine nahezu erschöpfende Dokumetation.
Weil sich mein Beitrag durch solche Vorarbeit überflüssig gemacht hat, bringe ich im Bildmaterial nur thematisch halbwegs passend das zeitgenössische Lied Under der linden im Laufe der Zeit – übrigens vom selben Dichter und gleichfalls mit einer waghalsig ungeraden Verszahl von 9 –, und wir können in dem höchst cantabilen ABABCXC (6. Vers verwaist) des Vogelweidners baden.
——— Wilhelm Hauff:
Lichtenstein
Erster Teil, VII, aus: Lichtenstein. Romantische Sage aus der würtembergischen Geschichte,
Friedrich Franckh, Stuttgart 1826, cit. nach Winkler-Ausgabe 1970, Band 1, Seite 58 f.:
Endlich ergriff sie, als gar nichts mehr helfen wollte, ihre Laute, die in der Ecke stand. Marie besaß auf diesem Instrument große Fertigkeit, und Berta hätte sich sonst nicht leicht bewegen lassen, vor der Meisterin zu spielen. Doch heute hoffte sie durch ihr Geklimper wenigstens ein Lächeln ihrer Base zu entlocken. Sie setzte sich mit großem Ernste nieder und begann:
„Fragt mich jemand, was ist Minne?
Wüßt ich gern auch darum meh(r).
Wer nun recht darüber sinne
Sag mir, warum tut sie weh?
Minne ist Liebe, tut sie wohl;
Tut sie weh, heißt sie nicht Minne.
Oh, dann weiß ich, wie sie heißen soll.“„Wo hast du dies alte, schwäbische Liedchen her?“ fragte Marie, die der einfachen Musik und dem lieblichen Text gerne ihr Ohr lieh.
„Nicht wahr, es ist hübsch? aber es kommt noch viel hübscher, wenn du hören willst“, antwortete Berta; „das hat mich in Nürnberg ein Meistersänger, Hans Sachs, gelehrt, es ist übrigens nicht von ihm, sondern von Walther von der Vogelweide, der wohl vor dreihundert Jahren gelebt und geliebt hat. Höre nur weiter:
Ob ich recht erraten könne,
Was die Minne sei? so sprecht ja;
Minne ist zweier Herzen Wonne;
Teilen sie gleich, so ist sie da.
Doch – soll ungeteilt sein,
So kann ein Herz allein sie nicht enthalten;
Willst du mir helfen, traute Jungfrau mein?Nun hast du geteilt mit dem armen Junker?“ fragte die schelmische Berta ihre errötende Base. „Vetter Kraft möchte gerne auch mit mir teilen, einstweilen kann er aber seinen ganzen Part allein tragen. Doch du wirst mir wieder ernst, ich muß schon noch ein Liedchen des alten Herrn Walthers singen:
Ich weiß nicht, wie es damit geschah,
Meinem Auge ist’s noch nie geschehen,
Seit ich sie in meinem Herzen sah
Kann ich sie auch ohne Augen sehen;
Da ist doch ein Wunder mit geschehen,
Denn wer gab es, daß es ohne Augen
Sie zu aller Zeit mag sehen?Wollt ihr wissen, was die Augen sein,
Womit ich sie sehe durch alle Land,
Es sind die Gedanken des Herzens mein
Damit schau ich durch Mauer und Wand,
Und hüten diese sie noch so gut,
Es schauen sie mit vollen Augen
Das Herz, der Wille und mein Mut.“Marie lobte das Lied des Herrn Walther von der Vogelweide als einen guten Trost beim Scheiden; Berta bestätigte es. „Ich weiß noch einen Reim“, sagte sie lächelnd, und sang:
„Und zog sie auch weit in das Schwabenland,
Seine Augen schauen durch Mauer und Wand,
Seine Blicke bohren durch Fels und Stein,
Er schaut durch die Alb nach dem Lichtenstein!“Als Berta noch im Nachspiel zu ihrem Liedchen begriffen war, ging die Gartenpforte; Männertritte tönten den Gang herauf, und die Mädchen standen auf, die Erwarteten zu empfangen.
——— Walther von der Vogelweide:
Saget mir ieman, waz ist minne?Original 1. und 2. Strophe, cit. nach: Walther von der Vogelweide: Leich, Lieder, Sangsprüche.
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Ein Übersetzungsvorschlag
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Bilder: Unter der Linde:
- Her Chunrat vo Altstetten, Codex Manesse, UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 848, fol. 249v;
- Eduard Ille: Under der Linden, Wandgemälde in Schloss Neuschwanstein, also ca. 1869,
via Elobrus Maximus: Walther von der Vogelweide (1170–1230) – „Saget mir ieman, waz ist minne“ (Minnesang), 20. Oktober 2015; - Wilhelm von Kaulbach: Illustration zu Walter von der Vogelweide: Unter der Linden,
alte Postkarte aus der Sammlung: Wilhelm von Kaulbach. Zwölf Bilder zu Schiller’s Dramen u.a.
in Ansichtspostkarten. Verlag von K. Ad. Emil Müller in Stuttgart. o. J.
Soundtrack: Courtly Love: Mirage, 2014:
Herrjeh, schweigt mir vom Tegernsee!
Update zu Peregrini Bavarici,
Ein ewig Weißwurschten,
Dieses unnötige, ja sinnlose Hin und Her
und Einigen wir uns auf Unentschieden:
Die professionelle „Altherrengermanistik“ indes dürfte vor Schreck in die dritte Lautverschiebung fallen, wenn sie gewahrt, was da mit ihrem „mikrophilologisch“ gehegten Minnesänger angestellt wird.
Rühmkorf erzählt das unordentliche Leben des Herrn Walther, das „der deutschnationale Ideologie-Unterricht des 19. Jahrhunderts zu einer rosenseligen Cavalierstour umlügen mußte“, als Tournee der Eitelkeiten, auf der „der Lohn die Musik“ machte.
Jürgen Kolbe: Graziös in Gefahr, in: Der Spiegel, 5. Januar 1976
über Peter Rühmkorf, * 25. Oktober 1929, † 8. Juni 2008.
Ist eigentlich Wallstein die Lindt-Schokolade unter den Verlagen oder Lindt der Wallstein Verlag unter den Chocolatiers? Egal, wenn mich schon mal eine Buchneuerscheinung interessiert – sagen wir zum Beispiel: Stephan Opitz, Christoph Hilse (Hrsg.): Peter Rühmkorf, Peter Wapneski: Des Reiches genialste Schandschnauze: Texte und Briefe zu Walther von der Vogelweide, Wallstein Verlag, Göttingen, Februar 2017 –, wird sie unfehlbar von Hans Mentz in seiner Titanic–Humorkritik besprochen. Auf den Mann ist Verlass.
——— Hans Mentz:
Reanimierter Walther
aus: Humorkritik, in: Titanic, September 2017, Seite 48 f.:
Wenn ein gewitzter und temperamentvoller Dichter wie Peter Rühmkorf und ein kunstsinniger Mediävist wie Peter Wapnewski einen Briefwechsel über Walther von der Vogelweide führen, dann können auch Dritte davon profitieren – wir Leser, denen diese Korrespondenz jetzt in einer von Stephan Opitz und Christoph Hilse edierten Buchfassung vorliegt, vermehrt um thematisch verwandte Aufsätze, Rühmkorfs neuhochdeutsche Übertragungen der Gedichte Walthers und ein ausführliches Nachwort („Des Reiches genialste Schandschnauze. Texte und Briefe zu Walther von der Vogelweide“, Wallstein Verlag). Aus humorkritischer Perspektive sind jene Briefe am ergiebigsten, die Rühmkorf angetrunken verfaßt zu haben scheint; da verliert er mitunter die Contenance und rüffelt Wapnewski für dessen Einwände gegen die mitunter sehr freien Übertragungen (aus einem Brief vom 27. Juli 1975): „Aber PPPPP! WWWWW!: Du kannst doch nicht eine wahrhaftige Erfindung: ‚Man schenkte Sprudel / und begossen wie ein Pudel‘ für ‚ich nahm dâ wazzer / alsô nazzer‘ (ein Problem, an dem die gesamte Philologie nun schon über hundert Jahre lang ergebnislos herumrätselt) als Fehler ankreiden! Einen Jahrhundertfund, der wirklich nur mittels Poesie lösbar scheint, bekrak-mäkeln!“
Ein sehr amüsantes Buch; es gibt nichts daran zu bekrak-mäkeln.
Das interessiert uns natürlich näher. Rühmkorfs großer Aufsatz und den von der Vogelweide, seine Übersetzung von 36 seiner Gedichte und die Korrespondenz mit Wapnewski müssen 1975 entstanden sein, weil die Grundlage für den 2017er Sammelband von Opitz und Hilse, Walther von der Vogelweide, Klopstock und ich, ein liebenswertes schmales Rowohlt von Anfang 1976 war — Das neue Buch 65 — und außerdem von Hans Mentz oben eingeordnet wird. In beiden Sammlungen finden wir Rühmkorfs Ausgangstext und endgültiges Ergebnis. Es ist Walthers „Tegernseespruch“, Lachmann 104,23–32 aus dem Kloster Tegernsee, ca. 1212.
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In Tegernsee, da war ich schon mal. Muss man nicht hin. Der See kann nichts dafür, aber ich empfinde den Ort als hässliches Drachenauge eines sich selbst verleugnenden, eben dadurch umso gnadenloseren Kapitalismus inmitten einer gottgesegneten Landschaft. Allerdings hab ich da nicht das Kloster Tegernsee besucht, gegen dessen Brauerei nichts vorliegt — und die um 1212, als der von der Vogelweide zu Besuch kam, längst bestand. Das Kloster selbst ist frühmittelalterliches Urgestein seit anno 746.
Nun ist man zur Rekonstruktion von Walthers Biographie, der sich als bettelarmer, landstreichender Minnesänger darstellt, rein auf Andeutungen aus seinem eigenen Werk angewiesen. Aus den Angaben im Tegernseespruch wurde schon versucht, Walthers Herkunft aus Südtirol herzuleiten, was nach aktuellem wissenschaftlichen Stand nicht stimmt. Wohl besaß Kloster Tegernsee, traditionell eine bayerntypisch reiche Benediktinerabtei von europaweitem Einfluss, Weingärten bei Bozen, aber seit 1050 auch die heute noch bestehende, ja zunehmend hippe Brauerei. Für wahrscheinlich halte ich daher, dass Walther sich nur halb im Spaß nicht darüber beschwert, keinen — vorzugsweise Südtiroler — Wein erwischt zu haben, sondern: kein Bier. Das liegt schon deshalb näher, weil man von dem ultramontanen Weinanbau erst einmal theoretisch unterrichtet sein musste, eine Gegend, in der eine Brauerei wirkt, dagegen bis tief ins 20. Jahrhundert hinein höchst unmittelbar und charakteristisch nach gärender Maische stank; ich selbst habe das noch sinnlich erlebt.
Besonders schandbar ist es von einem Orden wie den der Benediktiner, in deren Statuten die Gastfreundschaft eine hohe Priorität einnimmt, den fahrenden Sänger gerade einmal die Hände waschen zu lassen und nüchtern von der Schwelle zu weisen. Das hat sich stark geändert: Heute kann man sich in Tegernsee gar nicht mehr retten vor der ganzen Gastlichkeit. Mit der abermaligen Einschränkung: Ich bin dort nicht unangemeldet als sangesfreudiger Penner aufgetreten.
Nach Peter Rühmkorf hat der gleichnamige Briefpartner, Kollege und führende Mediävist und Herausgeber Wapnewski seinerseits einen Übersetzungsvorschlag für den Tegernseespruch vorgelegt — in Walther von der Vogelweide: Gedichte: Mittelhochdeutscher Text und Übertragung, Fischer Taschenbuchverlag, Frankfurt am Main 1982:
Man erzählt mir dauernd von Tegernsee,
wie sehr das Haus auf Gastfreundschaft bedacht sei.
Dorthin wandte ich mich mit einem Umweg von mehr als einer Meile.
Ich bin doch ein seltsamer Mensch,
daß ich mich selbst nicht zu verstehn vermag
und mich so viel mit anderen Leuten einlasse.
Ich schelte die Tegernseer nicht, aber Gott sei uns beiden gnädig:
Man gab mir dort Wasser,
und solchermaßen
mußte ich von des Mönches Tisch scheiden.
Über Rühmkorfs Reaktion darauf finde ich bislang nichts. „Man gab mir dort Wasser, / und solchermaßen“, keinerlei Ansatz zum Übernehmen der Endreime. Naja. Meine laienhafte Bekrak-Mäkelei: Nach der kollegialen Vorlage sieben Jahre zuvor ist das auch nicht zündender als die Lösung „Man schenkte Sprudel / und begossen wie ein Pudel“.
Bilder: chronologisch:
- Jost Amann für Philipp Apian: Kloster Tegernsee, erste bekannte Abbildung — geschlagene 814 Jahre nach Klostergründung — um 1560, Holzschnitt in den Landtafeln des Philipp Apian. Sixtus Lampl: Die Klosterkirche Tegernsee, Oberbayerisches Archiv, Band 100, München, 1975, Band 2, Abbildung 1;
- P. Karl Stengel: Kupferstich aus Monasteriologia I, Abb. 3, 1619;
- Stahlstich für Eduard Duller: Die Donau, Kapitel 5: Von Regensburg bis Deggendorf, 1840;
- und zwei aus Was ist los am Tegernsee?, Gesellschafts- und Kulturwebseite, ca. 2016.
Soundtrack: Ilse Neubauer und die Fischbachauer Sängerinnen für Walther von der Vogelweide: Tandaradei unter Wolf Euba: Die Fernsehtruhe, Bayerischer Rundfunk 1968:
Bonus Track: die erste LP von Ougenweide: Ougenweide, 1973:
Lache, liebez frowelîn
Update zum weiland Weekly Wanderer 4:
Anneliese Braun: Goethe auf dem Kickelhahn bei Ilmenau:
——— Des Minnesangs Frühling 6,14; 6,20; 6,26,
Männerlied um 1200, falsche Zuschreibung an Walter von Mezze, anonym:
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Franziska meint: „Hui, das ist ja echt schön, Mensch. Wirklich Hochmittelalter?“
„Aber hallo. Kreuzgereimt mit Paarreim am Ende, wie als Refrain, dreimal durchgehalten. Richtig elaboriert. Du hast recht, so eine Stringenz wäre eigentlich erst kurz nachher ab Reinmar dem Alten dran.“
„Reinmar, Reinmar … Schon gehört, oder?“
„Nein, nicht der von Zweter. Übrigens auch nicht der von Brennenberg.“
„So wie Richard Wagner nicht gleich Richard Wagner ist.“
„Verachtet mir die Meister nicht und lobt mir ihre Werke.“
„Das ist schon Neuzeit.“
„Und erst in der Romantik formuliert und vertont.“
„Und außerdem falsch zitiert.“
„Sag bloß.“
„Verachtet mir die Meister nicht und ehrt mir ihre Kunst, wenn schon.“
„Kluges Kind.“
„Mediävist.“
„Vorsicht.“
Lachendes Frowelîn: Frances McClain: Hey Look, I’m Smiling (candid, mid-laugh), 13-, aber mit Mutterns Lippenstift so gut wie volljährig, nach ihren Angaben ein echter Schnappschuss, 21. Februar 2012;
Soundtrack: Richard Wagner featuring Bernd Weikl: Die Meistersinger von Nürnberg, 1868,
Finale, Bayreuther Festspiele 1984:
Bonus Track mit mehr walt in grüener varwe: Faun: Federkleid, aus: Midgard, 2016
(natürlich schlimmer Mittelalterkitsch, aber wer mir von weitem eine Drehleier zeigt, kann mir alles vorspielen):
Diu minne minnesam und die lieben passiv-aggressiven Lieben
Update zu Dein pöschelochter roter mund:
——— Des Minnesangs Frühling 3,17,
Handschrift C (Codex Manesse), frühe Frauenstrophe, ca. 1160:
Mich dunket niht sô guotes
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Mir scheint nichts so gut
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Katelyn meint: „Dauert das noch? Ich sitz hier knietief in Winterstiefeln zu deinem Frühlingskleidchen von der Vogelweide.“
„Zieh doch aus.“
„Ja, sofort. Witzig. Erzähl noch einen.“
„Später vielleicht. Der Bildausschnitt auf die Entfernung is‘ kein Kränzchenwinden.“
„Modellsitzen auch nicht.“
„Kannst du mal eine hundertfünfundzwanzigstel Sekunde lang so tun, als ob dir das Buch gefällt?“
„Die muffige Schwarte? Müsste es?“
„Wär besser für dich, das wird dein Honorar.“
„Aha. Heißt das, ich darf wenigstens umblättern?“
*
Lydia meint: „Dauert das noch?“
„Schon steifgesessen?“
„Ich hab dir die Idee geschenkt und zieh das jetzt durch mit dir, aber in echt ist das noch gar kein Wetter zum Barfußlaufen, sag mal selber.“
„Ich merk’s. Sei du froh, dass du so nicht rumrennen musst. Ich muss ja, aber die einzelnen Steinchen pieksen elendig. Und schau dir mal meinen T-Shirtbauch an.“
„Eine Runde Mitleid. Darf ich wenigstens umblättern?“
„Models. Nächstes Mal knips ich wieder Sukkulenten.“
„Au ja, aber diesmal lustige.“
*
BIlder: Katelyn by Sarah Lillian: Ankle Deep in Spring 27. April 2011;
Lydia, 9. April 2011.
Soundtrack 1: diu minne minnesam: Ougenweide: Willkommen, live 1976,
nach Walther von der Vogelweide: Ir sult sprechen willekomen, Ende 13. Jahrhundert:
Soundtrack 2: diu liehte rôse:
Carson Sage & the Black Riders: Red is the Rose,
aus: Skirl o’Carson, 1991; Walk With an Erection, 1993:
Schlüsselein
——— Kloster Tegernsee:
Tegernseer Liebesgruß
Ludus de aventu et interitu Antichristi. Literae multae et alia excerpta ex Ottonis Frisingensis Gestis Imperatoris Friderici, Anfang 12. Jahrhundert:
Du pist min ih bin din.
des solt du gewis sin.
Du bist beslossen in minem herzen.
verlorn ist daz sluzzelin.
du muost och immer darinne sin.
Die Tegernseer Handschrift — Bayerische Staatsbibliothek München, Clm 19411, hier: Blatt 114 verso = Seite 230 — versammelt lateinische Briefe; das Gedicht ist eine Zusammenfassung des vorhergehenden Briefes, die übliche Zuschreibung an Walther von der Vogelweide also hinfällig. Die Zugehörigkeit eines Menschen zu einem anderen auf Gegenseitigkeit wird in der mittlalterlichen Literatur variantenreich formuliert, das Bild des Herzensschlüssels ist seit der Antike nachweisbar und setzt sich über Dante und Petrarca ins Volkslied fort. Die Briefschreiberin, mutmaßlich eine anonym gebliebene Benediktinernonne, verbindet wahrscheinlich selbstständig beide Topoi und zitiert eben nicht ein schon bestehendes Volkslied, weil der Inhalt des lateinischen Briefes und die deutschen Verse eng zusammenhängen. Möglicherweise sind es gar keine Verse, sondern Reimprosa, worauf das Layout der Handschrift deutet.
Bild & Text: Bayerische Staatsbibliothek/Bavarikon.
Fachliteratur: Ingrid Kasten (Hrsg.): Deutsche Lyrik des frühen und hohen Mittelalters, Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch, Band 6, Frankfurt am Main 2005, Kommentar Seite 575 f.
Ach Kind, wenn du ahntest, wie Kunitzburger Eierkuchen schmeckt!
Update zu Touristengeheimtipp mit Gewinnspiel: Meide das Oktoberfest!:
Zu Cöllen kam ich spät Abends an,
Da hörte ich rauschen den Rheinfluß,
Da fächelte mich schon deutsche Luft,
Da fühlt‘ ich ihren Einfluß –Auf meinen Appetit. Ich aß
Dort Eierkuchen mit Schinken,
Und da er sehr gesalzen war
Mußt ich auch Rheinwein trinken.Der Rheinwein glänzt noch immer wie Gold
Im grünen Römerglase,
Und trinkst du etwelche Schoppen zu viel,
So steigt er dir in die Nase.Heinrich Heine: Deutschland. Ein Wintermährchen, Caput IV, Anfang, 1844.
Zwischen Bergen im Sonnenschein
liegt am Fluss das Städtchen.Hier oben von meinem Meilenstein seh ich über alle Dächer.
Kerzengrade steigt der Rauch.
Durch einen blühenden Hollunderbusch
unterscheide ich deutlich,
unter der alten Grünspankuppel,
die Thurmuhr.Ein himmelblaues Zifferblatt mit weissen Zahlen.
Noch drei kleine Striche,
und die gesammte Bürgerschaft
setzt sich pünktlich zu Mittag.Zwölf!
Es ist heute Sonnabend, es giebt also überall Eierkuchen.
Ich köpfe vergnügt eine Distel
und wandre weiter.Arno Holz: Phantasus, Heft 1, 1898.
Ich bin eine alte Kommode.
Oft mit Tinte oder Rotwein begossen;
Manchmal mit Fußtritten geschlossen.
Der wird kichern, der nach meinem Tode
Mein Geheimfach entdeckt. –
Ach Kind, wenn du ahntest, wie Kunitzburger Eierkuchen schmeckt!Joachim Ringelnatz: Ansprache eines Fremden an eine Geschminkte vor dem Wilberforcemonument, aus: Kuttel-Daddeldu, 1924.
Hab ich’s nicht immer geahnt, dass jemand außer mir meine fast wöchentlichen Herzensergießungen lesen muss. Der Beweis ereilt uns nach ziemlich genau einem Monat nach meinem Aufruf, das verflossene Oktoberfest zu meiden und statt dessen lieber die Ausstellung Bilderwelten 2016. Buchmalerei zwischen Mittelalter und Neuzeit in der Bayerischen Staatsbibliothek zu München aufzusuchen:
Sebastian Keller war dort und kann es beweisen. Wie aufgefordert kommentiert er unter den richtigen Eintrag:
Laut Plakaten (ich nehme mal an, dass die in diesem Zusammenhang als zitierfähige Quelle dienen können) stammt das aus „Der Welsche Gast“.
Alles was recht ist, stimmt das natürlich und ist kaum woanders her zu erfahren als im Eingangsbereich der Ausstellung im ersten Stock. Erst wenn man soviel weiß, kann man weiterverfolgen, dass ein gewisser Thomasîn von Zerclaere der Verfasser des ersten monumentalen deutschsprachigen „Lehrgedicht des Mittelalters, Der wälsche Gast ([mittelhochdeutsches] Original: Der welhische Gast)“ (Wikipedia) war, und das Gedicht seinerseits im Handschriftencensus des Marburger Repertoriums und als Volltext in der Bibliotheca Augustana ausschöpfen. Zum Beispiel entstand das Monument anno 1215 bis 1216, ist also durchaus eine Jubiläumsfeier wert.
Vorerst feiern wir Sebastian Keller, der da gewesen ist.
Hurra!
Ich freue mich, dass es mir die noble Zurückhaltung meiner Mitbewerber erlaubt hat, diesen Wettbewerb für mich zu entscheiden.
Verehrte An- oder Abwesende, hohes Haus, ich nehme die Wahl an und möchte mich bei den Mitgliedern der Akademie, meinem Agenten und meiner Mutter bedanken, ohne deren unermüdliche Hilfe … etc. pp.
Die Versandadresse (mit der Bitte um Gelegenheit mich auf gleiche Weise erkenntlich zu zeigen) ist [hier folgt seine Adresse].
Da der Lobgesang auf Leobowitz schon andernorts gesungen wurde, auch Zé do Rock schon Erwähnung fand und ein Hinweis auf Richard Adams leicht zu einem Nachruf werden könnte, bleibt als Gegenstand der Minne nur die unverfängliche Perfektion aus Mehl, Milch und Ei gebacken: der gewöhnliche Pfannkuchen, auch als Eierkuchen oder Pfannafleck’l bekannt. Natürlich unter Berücksichtigung von Crepe, Palatschinken, Bliny und Artgenossen.
Auch wenn ich bei meiner Ausschreibung an eine eigene Internet-Präsenz für eine nicht vollends verwerfliche Geschäftsidee oder einen auf irgend eine Weise guten Zweck in der Richtung von Amnesty International oder Strahlemännchen dachte, sagt mir die Idee, für Pfannkuchen zu werben, doch sehr zu; außerdem wollte ich schon immer mal mein Lieblingszitat „Ach Kind, wenn du ahntest, wie Kunitzburger Eierkuchen schmeckt!“ sinnvoll als Überschrift verwenden. Dabei gibt seine eigene Internet-Präsenz genug her, das man womöglich sogar mal hier brauchen kann, dass ich sie in die Linkrolle nebenan aufzunehmen nicht anstehe. — Schamlos beworben werden also: Pfannkuchen.
Leute, esst mehr Pfannkuchen! Gewöhnliche Pfannkuchen, auch als Eierkuchen oder Pfannafleck’l bekannt, Crêpes, Palatschinken, Bliny und Artgenossen! Sie sind die unverfängliche Perfektion aus Mehl, Milch und Ei gebacken! Dazu unbestritten wohlschmeckend, äußerst nahrhaft, leicht und variantenreich herzustellen und bestimmt gesund für irgendwas! A pancake a day keeps McDonald’s away!
Der Buchpreis ist praktisch unterwegs und wird expediert, sobald mir die Post sagt, ob die Büchersendung 1 oder 1,65 Euro kosten soll. Glückwunsch und danke fürs Mitmachen!
Bild: Seite aus Der wälsche Gast, Heidelberger Handschrift CPG 389, fol. 116r, Mitte 13. Jahrhundert.
Soundtrack: I’m a Crêpe (oder so ähnlich …) von Radiohead aus: Pablo Honey, 1993, auf verstimmter Kinderukulele zelebriert von der hinreißenden Amanda Palmer, Red Peters‘ Oddville im Cutler Majestic Theatre in Boston, 7. Juni 2008:
Zu zurückgenommen? Dann noch das Original, solange es auf YouTube erlaubt ist — aber alle Regler nach rechts, wenn’s geht, damit sich hinterher die Pfannafleckln rentieren.
Amy and Hir Nether Ye
Get smart by watching TV: I liked Dr. Amy Farrah Fowler, played by real-life neuroscience Ph.D. Mayim Bialik, from the beginning, which was in the final episode of season 3, The Lunar Excitation from May 24th, 2010.
Chaucer has been fun since 2001 A Knight’s Tale, with Paul Bettany prancing around naked and doing his stirring declamations for Sir Ulrich Von Lichtenstein (who does exist). By reciting The Miller’s Tale on a casual basis, Mayim Bialik gives the heteronormal male nerd something to fall in love with. And everybody else into smart big girls, of course.
——— Geoffrey Chaucer:
The Miller’s Tale
end: verse 3850–3854, c. 1385:
Thus swyved was this carpenteris wyf,
For al his kepyng and his jalousye;
And Absolon hath kist hir nether ye;
And Nicholas is scalded in the towte.
This tale is doon, and God save al the rowte!
In language …:
And that is how the carpenter’s wife was screwed, for all the carpenter’s watchfulness and paranoia; how Absolom kissed her nether eye; and how Nicholas got his ass burned. Thank you, and God bless every one of us!
… and explained …:
This passage, the rhyming conclusion to the Miller’s Tale, neatly resolves the story by offering a reckoning of accounts. Everyone in the story has learned his or her lesson and gotten the physical punishment he or she deserves. The carpenter’s wife, Alisoun, was “swyved,” or possessed in bed by another man, in this case, Nicholas. John, the ignorant and jealous carpenter, has been made a cuckold, despite his watchful and possessive eye. Absolon, the foolish and foppish parish clerk, has kissed Alisoun’s behind, fair punishment for evading his clerical duties. Nicholas, the smart-alecky student who cheated on the carpenter with Alisoun, has been burned on his bottom with a red-hot poker as payback for farting in Absolon’s face. Still, the distribution of punishments is not entirely equal. John is dealt the worst lot—he ends up with a broken arm and the whole town believing he has gone insane. Alisoun’s “swyving” is a double punishment for John, while Alisoun herself escapes unscathed.
… and in heavy use on girls‘ night as in The Big bang Theory, season 4, episode 8: The 21-Second Excitation, November 11th, 2010:
Amy: „And Absolon hath kist hir nether ye;
And Nicholas is scalded in the towte.
This tale is doon, and God save al the rowte!“Penny: What the hell was that?
Amy: Bernadette dared me to tell a dirty story. The Miller’s Tale by Chaucer is the dirtiest story I know. It would have been hidden in sock drawers if people in the 14th century had worn socks.
HERE ENDETH THE MILLERE HIS TALE.
Images: Quirks and All, December 28th, 2013.
Damals gab es keine
Update zu Das gotische Mahl-Stüblein:
Offiziell bin ich zugereister Frankenbeutel immer noch in der Communitas Monacensis e. V.; jedenfalls wurde ich nach immer noch keiner Mitgliederversammlung, ordentlich oder außerordentlich, rausgeschmissen. Voraussichtlich werde ich austreten müssen, wenn ich endlich die aufgelaufenen Jahresbeiträge nachbegleichen soll – es heißt nicht „Jahrzehntbeitrag“ –, aber bis jetzt lassen sie mich, weil ich meine klandestine Mitgliedschaft nie missbrauche, um mir freien Eintritt zu den üblichen Mittelaltermärkten zu ergaunern.
Sooft ich auf unseren Reenactments dabei war, hab ich nur die besten Erinnerungen davongetragen. „Erlebte Geschichte von 1158 bis 1330, die Spaß macht. Mit uns kann man das hochmittelalterliche München noch einmal in seiner gesamten Pracht erleben“, steht in der Eigendarstellung des Vereins. Die Hauptsache waren mir aber immer die freundlichen, ganz und gar grundguten Menschen, die es in einen Mittelalterverein treibt, der seine authentische Darstellungsweise dermaßen hochhält, dass er vor lauter A nicht mal mehr zum Münchner Stadtfest, dem Hochfest des Hochmittelalters in der eigentlichen Communitas Monacensis, eingeladen wird und es nicht bedauert: Solche sind Dickbrettbohrer. Einer hat sich mal dafür entschuldigt, dass er die Holznadel, mit der er seine Gewandung genäht hat, leider nur mit einem industriell gefertigten Messer schnitzen konnte.
Die Wölfin hat sich immer geweigert beizutreten, weil sie selbstständig schafft und praktisch keine Wochenenden hat – und weil sie das Mittelalter missbilligt – jawohl, alle elfhundert Jahre –, seit sie gehört hat, dass es damals keine Tampons gab.
Wie ja überhaupt die meisten Sätze, mit denen der verarmte Schreiber, den ich aus Gründen darzustellen beliebe (ungefähr so einen wie Paul Bettany als Geoffrey Chaucer in A Knight’s Tale von 2001, bloß nicht so laut), Marktbesuchern das Mittelalter und vor allem die eigenen Vereinsaktivitäten erklären muss, anfangen mit: „Damals gab es kein/-e/-n“ – Zutreffendes einsetzen, das eigentlich beliebig ist: Geglaubt wird einem Gewandeten an dieser Stelle alles.
Meine Lieblingsfragen waren von Anfang an: „Ist das Essen echt?“ und „Brennt das Feuer wirklich?“ Gerade wegen der touristischen Leichtgläubigkeit wird der verantwortungsvolle Gewandete mit seinem Bildungsauftrag in einem gemeinnützigen Verein davon Abstand nehmen, Irrtum und Unwissenheit unter den Besuchern aus Zores noch zu befördern. Darum sagt man nicht: Nö, rohen Stangensellerie kann man doch nicht essen und was wie Apfelschorle aussieht, ist natürlich eine Simulation auf Bierbasis, rülps, oder: Nein, damals gab es noch kein richtiges Feuer, das musste man immer ganz, ganz umständlich holographisch erzeugen, sondern: Ja, aus gemahlenem Getreide kann man richtiges Brot machen und es hinterher essen, und das Feuer brennt in echt, nicht mit dem Finger hineinstochern, und in meine Tintenfässer bitte auch nicht, schönen Tag noch.
Die wenigsten Gegenstände, die es zwischen Frühmittelalter und Spätmoderne nicht gab, waren jemals ein Verlust.
——— Peter Panter, i. e. Kurt Tucholsky:
Schnipsel
in: Die Weltbühne Nr. 25, 21. Juni 1932, Seite 937:
Die Leute blicken immer so verächtlich auf vergangene Zeiten, weil die dies und jenes „noch“ nicht besaßen, was wir heute besitzen. Aber dabei setzen sie stillschweigend voraus, dass die neuere Epoche alles das habe, was man früher gehabt hat, plus dem Neuen. Das ist ein Denkfehler.
Es ist nicht nur vieles hinzugekommen. Es ist auch vieles verloren gegangen, im guten und im bösen. Die von damals hatten vieles noch nicht. Aber wir haben vieles nicht mehr.
Blumenmädchen: Living History, 13. Juli 2015;
Moderne Mädchen: Mariano Vargas: Soltanto Madonne, 2012.
Das ihrer wartende Reich der Unschönheit. Nicht auf Hofburgen und in Zaubergärten
Update zu Wer fühlt den Krampf der Freuden und der Schmerzen nicht:
Date a girl who reads. Marry the girl you met barefoot in the library.
Volksgut.
Ist Gottfried Keller eigentlich noch Schulstoff? Wenigstens in der Schweiz, wo er nach anderer Faustregel eines Größeren als er selbst und wir alle am wenigsten gelten müsste? Was ihm wiederum wenig ausmachen müsste, weil er einer jener Propheten der und des Kleinen war, einer, dem man mit Größe gar nicht kommen muss, weil ihn die nicht beschreibt?
Ist Gottfried Keller eigentlich noch Schulstoff? Wenigstens Der grüne Heinrich, dieser Wilhelm Meister und Zauberberg der Schweiz in einem? Bei dem man nie weiß, ob man die erste oder zweite Fassung vor sich hat, ja nicht einmal, welche man sich gerade wünschen soll? Bei dem es auch nicht so drauf ankommt, weil kein Mensch ohne literaturwissenschaftliche Ausbildung ihn je verstanden hat? Bei dem es so drauf ankommt wie bei keinem anderen Backsteinroman, weil die zweite Fassung keine Überarbeitung der ersten mit ein paar Verbesserungen hie und da ist, sondern von Grund auf ein zweites Mal aus dem kargen, dem fruchtbaren Schweizer Boden gestampft?
Ist Gottfried Keller eigentlich noch Schulstoff? Woher erfahren dann die Kinder heute noch, wie das erste der großen deutschen Bücher, die Manessische Liederhandschrift, aus Zürich stammt und warum sie ist, was und wie sie ist, wenn nicht aus dem Hadlaub? Woher die kleinen Mädchen, dass ein alter Sack im 58. Jahr sie wohlwollend beschreiben kann, ohne dass es zur schmierigen Anwanze gerät, schlimmstenfalls zur wehmütigen Nostalgie?
Ist Gottfried Keller eigentlich noch Schulstoff? Hoffentlich wenigstens Die Leute von Seldwyla und die Züricher Novellen.
Beide folgenden Ausschnitte stammen aus den Züricher Novellen 1876 f.: der erste aus der Rahmenhandlung, die ihrerseits eine eigene Novelle bildet, der zweite aus der ersten Novelle Hadlaub. Alle Absätze des ersten Ausschnittes bilden im Original ohne den letzten einen einzigen Absatz. Hier wurde dieser große Absatz entzerrt, um Platz für die Bilder und die internettypische Aufmerksamkeitsspanne zu schaffen. In den zweiten Ausschnitt wurde nicht eingegriffen.
——— Gottfried Keller:
Züricher Novellen
1. Band, 1877, Rahmenhandlung:
Der Herr Pate nahm ihn aber unter den Arm und sprach „Kommt, Meister Jakobus! Ich will Euch den Überbleibsel dieses heiteren Tags widmen, da wir beide wohl nicht mehr viel zur Arbeit taugen werden! Wir wollen einen Gang auf die Manegg machen und bis dahin des lieblichen Waldes genießen.“
Sie spazierten also über die weite Allmende und über den Sihlfluß, stiegen durch schönes junges Buchengehölz die jenseitigen Höhen empor und gelangten auf einen ebenen Absatz, von zwei mächtigen, breitästigen Buchen beschattet, wo aber schon ein neues Abenteuer auf den jungen Verehrer der Sapientia heranstürmte. Die Terrasse war bevölkert und belebt von einer Schar junger Schulmädchen, welche zur Begehung des jährlichen sogenannten Lustigmachens aus der engen Stadt ins Freie geführt worden waren und hier unter der Obhut einiger Herren Vorsteher und Lehrerinnen ihren unschuldigen Ringeltänzen und Fangspielen oblagen.
Sie waren alle weiß oder rosenrot gekleidet; einige trugen zur Erhöhung der Lust bunte Trachten als Bäuerinnen oder Hirtinnen, wie zu solchem Behufe die geeigneten Gewänder da und dort in den Familien aufbewahrt und im Stande gehalten wurden. Das alles verursachte eine heitere und glänzende Erscheinung in der grünschattigen Umgebung, und gern hielt der Herr Pate einen Augenblick an, um sich an dem lieblichen Anblick zu erfrischen. Er begrüßte die ihm bekannten Vorsteher und scherzte mit den verkleideten kleinen Schönheiten, sie nach Stand und Herkommen befragend, ob sie hier in Dienst zu treten oder weiterzureisen gedächten usw.
Sogleich kam aber die ganze Mädchenschar herbeigelaufen und umringte den alten Herrn samt seinem jungen Schützling, welcher jetzt in noch größere Bedrängnis geriet, als er heute je erlebt.
Wo er hinsah, erblickte er in dichter Nähe nichts als blühende und lachende Gesichter, die an der Grenze der Kindheit noch alle frisch und lieblich waren und das ihrer wartende Reich der Unschönheit noch nicht gesehen hatten.
Hier das schönäugige Gesichtchen mit den etwas starken, familienmäßigen Vorderzähnchen ahnte nicht, daß es in weniger als zehn Jahren ein sogenannter Totenkopf sein würde; dort das regelmäßige ruhige Engelsantlitz schien unmöglich Raum zu bieten für die Züge anererbter Habsucht und Heuchelei, welche in kurzer Zeit es durchfurchen und verwüsten sollten; wer glaubte von jenem rosigen Stumpfnäschen, daß es zu einem Thron und Sitz unerträglicher Neugierde und Spähsucht bestimmt war und die beiden Sternäugelein links und rechts in falsche Irrlichter verwandeln würde? Wer hätte von dem küßlichen Breitmäulchen da denken können, daß seine jetzo so anmutigen Lippen dereinst, von ewiger Bewegung kleiner Leidenschaften und Müßigkeiten ausgedehnt und formlos geworden, sich bald gegen das rechte, bald gegen das linke Ohr hin verziehen, bald die untere die obere, bald die obere die untere bedecken, dann plötzlich wieder beide vereint sich verlängern und als Entenschnabel schnattern würden? Ei, und dort das angehende Spitznäschen, das die erhabene Beatrix für einen kommenden Dante zu verkünden scheint und sich zu einem Geierschnabel auswachsen wird, der einem ehelichen Dulder täglich die Leber aufhacket, unversehrt von seinem schweigenden Hasse! Und wiederum diese in gleichmütiger Unschuld und zarter Heiterkeit lachende junge Rose, die vor der Zeit entblättert sein wird von tausend Sorgen und ungeahnten Erfahrungen, gebleicht von Kummer und zu schwach auch nur für den Widerstand der Verachtung!
Nichts von alledem war hier zu ahnen; wie eine lebendige Rosenhecke umdrängte das Mädchenvolk den hochragenden Herren Paten und den etwas kürzeren Herren Jakobus, welchen die losen Kinder so oft auf dem Schulwege als ernsthaften, pedantischen Großschüler trafen, schwere Bücher unter dem Arm.
Neugierig betrachteten sie ihn jetzt nach Herzenslust und so recht in der Nähe und erforschten unverzagt sein tiefsinniges Gesicht, seine verlegene Haltung, seine etwas langen Hände und Füße und kicherten dabei fortwährend, so daß es ihm unangenehm zu Mute wurde. Während der Alte fortfuhr, mit ihnen zu scherzen, und das eine oder andere Köpfchen streichelte, drängten sie sich immer näher und schoben dabei diese oder jene im Hintertreffen Stehende mutwillig in den Vordergrund.
Plötzlich stieß auf diese Weise ein langes, stärkeres Mädchen, das allgemein der Holzbock genannt wurde, eine zarte Gestalt so gewaltsam hervor und gegen den Herrn Jacques, daß sie errötend und aufschreiend die Hände wider seine Brust stemmen mußte, um nicht an dieselbe hinzufallen, während er überrascht und erschrocken die Ärmste gleicherweise von sich stieß wie ein unvorhergesehenes großes Übel.
Und doch war es seine von ihm selbst erwählte und festgesetzte erste Liebe, seine Jugendflamme, welche, ohne zu brennen, still auf allen seinen Pfaden leuchtete, ein schmales Jungfräulein mit sieben oder acht langgedrehten, auf den Rücken fallenden blonden Locken, angetan mit einem blendendweißen Kleide und himmelblauen Schuhen mit kreuzweise um die Knöchel gewundenen Bändern.
Ein Beispiel aus dem so beschworenen Reich der Unschönheit ist die Frau des Herrn Rüdiger Manesse und sein denkbar souveräner Umgang mit ihr. Nicht alles, lehrt er uns, ist ideal, aber gut kann es noch werden. Am zuversichtlichsten dann, wenn einer, wie der Manesse, sich am Projekt einer Liederhandschriftensammlung für die Ewigkeit geistig aufspulen kann. Wie gesagt: zum Beispiel.
——— Gottfried Keller:
Hadlaub
1876:
Bei allem ehelichen Frieden war die gestrenge Frau doch über viele Umstände des äußerlichen Lebens anderer Meinung als ihr Eheherr, und sie führte einen steten geheimen Krieg mit ihm, der wegen der guten Lebensart niemals Geräusch machte. Sie war ohne Zweifel ein Urtypus jener Zürcherinnen, die einer um das Jahr 1784 im Schweizerischen Museo also geschildert hat „Noch gegen End vorgehenden Saeculi war unser Frauenzimmer vom Schrot und Korn früherer Jahrhunderte. Sie konnten unsere Älterväter bereden, Eingezogenheit und haushälterisches Wesen überwäge bei demselben (dem Frauenzimmer) manche andere, glänzendere Eigenschaft; diese Einbildung war allgemein und beherrschte unsere Frauen so stark, daß sie sich auf kein anderes als die Hausgeschäfte legten, die sie mit der genauesten Aufsicht besorgten und ihr scharfes Regiment und Sparsamkeit bisweilen wirklich so weit ausdehnten, daß man es dem Eheherrn und den Kindern an den dünnen Lenden und schmalen Backen wohl ansehen mochte. Eine solche Frau war in ihrem Haus immer die erste aus dem Bett und die letzte darin; keine Kleinigkeit entging ihrem wachsamen Aug; aller Orten trat sie den Mägden auf die Eisen; in Kleidern, Speis und Trank wurden Mann und Kinder geschmeidig gehalten.“
Von solcher Gesinnung war die Frau, die in Rede steht, und sie erstreckte dieselbe auf alle häuslichen und gesellschaftlichen Angelegenheiten, während der Mann, sonst klug, edel und gerecht, gerade in allen jenen Dingen auf eine ihr widerstrebende Weise sich liberal bezeigte. Er war leutselig, gastfrei und glänzend und wußte den heimlichen Krieg ärgerlicherweise bald durch listige Überraschung, bald durch freundliche Ruhe mit wenigen Worten und Blicken stets so zu führen, daß er fast immer mit einer Niederlage der leise fechtenden Frau endigte, oft ehe sie nur das Gefecht in Gang gebracht. Hatte aber das Schicksal des Tages oder der Stunde sich entschieden, so nahm alles den besten Verlauf, da die Besiegte für diesen Fall trefflich erzogen und unterrichtet war. So kam es, daß nirgends so stattlich und anmutig gelebt wurde wie auf dem Manesseschen Hof, wenn der Herr zu Hause war und Gäste lud.
Auch in der vorliegenden Sache stellte sie sich sofort der Meinung ihres Gemahls entgegen, welche Fides ihr vertraut hatte, und sie rief „Das fehlte uns, daß wir dergleichen Mummenschanz in unserm Hause aufführen! Wir leben hier an der Stadt bei Handel und Wandel und nicht auf Hofburgen und in Zaubergärten. Alte Mären lesen wir in den Büchern, aber wir spielen sie nicht selbst wieder ab; denn wir Bürgerinnen müssen für Kraut und Gemüse sorgen und an Haber und Hirse denken für das Gesinde!“
[…]
Noch andere Herren, Pfaffen und Frauen, die für die Jagd zu bequem waren, wollten sich später auf Manegg einfinden, wo die Manessin inzwischen ihre verzauberte Mahlzeit richtete, die sich ihr, wie gewohnt, unter den Händen aus einem Käse- und Wurstimbiß in eine Hoftafel umgewandelt hatte; gewiß zum letzten Male! nahm sie sich mit unzerstörlichem Vertrauen auf die Zukunft vor, den tröstlichen Leitstern alles Menschentumes.
Welche Schwäche! würde jetzt manche Frau ausrufen; aber wie liebenswürdig war dagegen jene stets für ihren Geiz kämpfende und unterliegende Wirtin, die wegen der Salz- und Pfefferfrage nicht den Hausfrieden brach und es nicht biegen oder brechen ließ, sondern dachte, morgen ist auch wieder ein Tag, und die mildere Zeit, die seldenbäre, wird auch mir noch aufgehen! Und wie schad ist es, daß wir ihren vollen Namen nicht mehr wissen, der von seltenem Wohllaute hätte sein müssen.
Bilder: Frontal:
- Sara Riches: Lost in Words, 14. Januar 2014, Tintenlavur auf Buchseiten;
- Michael Fitzpatrick: Arte contemporanea;
- Alfred Kraus: Steampunk Girl, März 2015;
- Marie Bashkirtseff: At a Book, ca. 1882, Öl auf Leinwand;
- Wilson Cutler, Collier’s Magazine August 1948;
- unattributed as unknown;
- Photosensualis: Melissa in the Library, 25. Juli 2014;
- Svyatoslav Balan, 25. Dezember 2013.
Beiträge zur deutsch-englisch-arabischen Freundschaft
The Irish and the English,
the African and Turk:
in a world of joy and of harmony,
together we must work.On the shores of foreign brothers
we’ll lay no robber’s hand,
and all we ask is to toil and live
in our own native land.For I have seen the highlands,
I have seen the low,
and I will brag of my native land,
wherever I may go.The McCalmans/Matt McGinn, 1968/1988.
An der Südküste von Irland gedeihen allen Ernstes Palmen. Das kommt, wie alles in Irland, vom Golfstrom.
Der seinerseits aus Mexiko und nicht aus den Golfstaaten kommt. Was man aber glauben könnte: Auf den nur scheinbar so übersichtlichen Britischen Inseln, für die es schon schwer fällt, sich auf eine korrekte Sammelbezeichnung zu einigen, herrscht ein Gewirr, das an die orientalischen Verhältnisse unter den Wüstensöhnen in der Odyssee erinnert, und zwar nicht in der geordneten griechischen von Homer — schriftlich erstmals 8. Jahrhundert vor Christus; zum Vergleich: Das Alte Testament ist von 1400 bis 400 vor Christus — sondern in der überspitzteren von Asterix 1981.
Dafür sind die Kelten alphabetisch durchbuchstabiert und doch wieder nicht, nämlich mit einer verborgenen, tiefen Bedeutung, und dafür reicht schon der Abschnitt P bis Q (die Grenzen eingeschlossen). Ein wiederum sehr deutsches Vorgehen in einem alchimistischen Sinne, also doch wieder einem arabischen. Es fällt überall auf: England und seine mehr oder zugehörigen Nachbarinseln sind das gelungenste germanisch-orientalische Gemeinschaftsunternehmen.
——— Hugh Trevor-Roper:
5. Die Einheit des Königreichs. Krieg und Frieden mit Wales, Schottland und Irland
in: Robert Blake: Die englische Welt. Geschichte Gesellschaft, Kultur,
i.e. The English World. History, Character and People, Thames and Hudson Ltd., London 1982,
Übs. Christian Spiel, Seite 100:
Am Anfang steht ein volksmäßiger Unterschied. Die ursprüngliche Einwohnerschaft der Inseln — oder zumindest die Bewohner, die zum erstenmal in schristlichen Zeugnissen erscheinen — bestand aus zwei Zweigen des keltischen Volksstammes: P-Kelten in England und Schottland (Briten und Pikten), Q-Kelten in Irland (Schotten). im 5. und 6. Jahrhundert bekamen die P-Kelten nach dem Abzug der Römer die Folgen zweier Invasionen zu spüren, die dauerhafte Veränderungen brachten. Angelsachsen aus dem heutigen Deutschland ließen sich in England nieder und drängten die P-Kelten (soweit sie sie nicht absorbierten) ins Bergland von Cumbria udn Wales. Beinahe zur gleichen Zeit ließen sich Q-Kelten aus Nordirland, die Schotten, in den westlichen Highlands des heutigen Schottland nieder und zwangen dem größeren Teil des Landes schrittweise ihre Herrscherdynastie, ihren Namen, ihre Sprache und Religion auf. Den ursprüglichen P-Kelten in Schottland, den Pikten, erging es noch schlechter als ihren Brüdern in England, den Briten. Während diese in Wales wenigstens ihre Sprache und Kultur zu bewahren vermochten, wurden Sprache und Kultur der Pikten, wie sie auch beschaffen gwesen sein mögen, ausgelöscht.
So gab es, wenn wir von den vereinzelten skandinavischen Ansiedlungen in Nordschottland, auf den Hebriden und in Irland absehen, zur Zeit der normannischen Eroberung auf den Britischen Inseln drei einheimische Volksstämme: P-Kelten in Wales und Cumbria und vielleicht auch Galloway; und Q-Kelten in Irland und in Schottland nördlich des Firth of Forth und des Firth of Clyde. Eine angelsächsische Dynastie herrschte in England, eine schottische — das heißt, irische — in Schottland, Wales war walisischen Fürsten untertan. In Irland herrschte Anarchie.
Alles verstanden? — Was der germanischen Seite nie beigefallen wäre: England besitzt seit 1612 einen monumentalen Preisgesang auf sich selbst: das Poly-Olbion von Michael Drayton, eine Darstellung der Geschichte, Schönheit und Verdienste der Britischen Inseln in Versform.
Was der orientalischen Seite nie beigefallen wäre: das eigene Land als eine Art Halmabrett; unter Schach hätte das kein arabischer Gelehrter durchgelassen, weder 1250 noch heute. — A.a.O., Seite 32:
Die erste englische Landkarte wurde in der Mitte des 13. Jahrhunderts von Matthew Paris gezeichnet [Abbildung unten]. Ihre Grundlage bildet ein Itinerar, das von Dover bis Newcastle führt, in Form einer senkrechten Reihe von Städten, die knapp unterhalb des Hadrianwalles endet. Im übrigen ist das Land recht summarisch dargestellt, mit groben Entfernungs- und Richtungsangaben, ohne jede geographische Genauigkeit in einem modernen Sinn. Der Süden Englands ist besser zu erkennen als der Norden: links hebt sich Cornwall ab, rechts treten Norfolk und Suffolk hervor. Recht deutlich sind auch links oben Wales, mit der Insel Anglesey darüber, und darunter die Mündung des Severn gezeichnet. Schottland stellte man sich hingegen im wesentlichen als eine Insel vor, die durch eine Brücke in Stirling mit England verbunden war.
Jedenfalls spinnen die alle miteinander.
Images: William Hole für Michael Drayton: Poly-Olbion, 1612;
Matthäus Paris: Map of Britain, um 1250,
Abbreuiatio chronicorum (Epitome of Chronicles), BL Cotton MS Claudius D VI, fol. 12v.
Soundtrack: The McCalmans: I Have Seen the Highlands, from: Listen to the Heat, 1988,
written by the late Matt McGinn 1968.
Anständig essen
Eine jungische Dozentin hat mal in meinem Erlanger anglistischen Grundkurs als Gruppendiskussionsthema „Food and Eating“ anberaumt — mit der Begründung, dazu könne jeder was sagen, „or is anybody here who doesn’t eat at all?“
Das war schon die erste Gelegenheit, bei der sich niemand melden wollte. Für mich brachte die junge Dame da eine erschreckende Implikation vor: Ist es denn keine der Weltmiseren, wie der Mensch durch beständiges Streben nach körperlicher Nahrung, also entlang eines mit Leichen gepflasterten Weges, seinen eigenen Tod hinauszögert? Und wenn er sich dabei nicht anständig benimmt, sich zumindest gesellschaftlich unmöglich macht, also nicht weniger wirksam aushungert, als wenn ihm gleich die Muttermilch verweigert würde? Und wehe dem sozialen Wesen, das keine Freude an Nahrungsaufnahme zeigt!
Das ist eine Ansicht, mit der ich damals nicht gleich die Grundkursdiskussion eröffnen wollte, schon gar nicht auf Englisch. Seit man seine Mammuts nicht mehr selbst handwürgen muss, ist nichts einfacher geworden.
——— Um 1370:
Du solt nit bey tische grelzen noch mit dem messer in die zent stüren.
——— Vor 1643, überliefert in Umberto Eco: Die Insel des vorigen Tages, Hanser Verlag 1994,
Kapitel 6: Große Kunst des Lichts und der Schatten, Seite 69,
Übersetzung von Burkhart Kroeber:
„In sauberen Kleidern erscheinen, nicht nach jedem Happen einen Schluck trinken, sich vor dem Trinken den Bart und den Schnurrbart abwischen, sich nicht die Finger ablecken, nicht in den Teller spucken, sich nicht in die Tischdecke schneuzen. Wir sind schließlich keine Kaiserlichen, Messieurs!“
——— Heinz Dietrich:
Menschen miteinander.
Ein Brevier des taktvollen und guten Benehmens, 1934, Nachdruck 1952:
Von dem aufgetanen Fleisch wird im Gegensatz zu angelsächsischen Gepflogenheiten immer nur das Stück, das man für den nächsten Bissen braucht, abgeschnitten. Nur für Gebrechliche und für Kinder, die sich auf den Gebrauch von Messer und Gabel noch nicht verstehen, kann man das ganze Stück gleich auf einmal zerteilen. Knochen, unzerkaubare Knorpel und Sehnen, die einem in den Mund geraten sind, läßt man auf die Gabel gleiten und legt sie etwas abseits auf den Teller zurück.
Messer und Gabel werden am oberen Teil des Griffes gehalten, so daß dessen Ende wie ein Hebel gegen die Mitte der Innenhand stößt. Dadurch hat man nicht nur die größte Gewalt über Messer und Gabel, die locker über den Griff ausgestreckten Zeigefinger werden dann auch niemals so weit nach unten gleiten, daß sie die Schneide oder die Gabelzinken berühren. Die Daumen liegen ebenfalls ausgestreckt seitwärts an, während die übrigen Finger eingekrümmt die untere Klammerstütze für die Besteckgriffe bilden. Je leichter und unverkrampfter die Hände Messer und Gabel führen, desto eleganter sieht es aus und desto weniger Geklapper und Lärm entsteht. Die Gabel bleibt stets in der Linken, das Messer in der Rechten. Sie werden beide mit dem Rücken nach oben im spitzen Winkel flach und schräg über dem Teller gehalten. Das Messer darf sich niemals vom Teller entfernen, es dient nur zum Fleischschneiden und zur Unterstützung der Gabel bei der Zusammenstellung und beim Anspießen des Bissens. Degenschlucker gehören in den Zirkus. Grundsätzlich wird das Messer nur zum Schneiden solcher Gerichte benutzt, die allein mit der Gabel nicht zerkleinert werden können. Gemüse wird also nicht geschnitten, ebensowenig natürlich Deutsches Beefsteak. Gleichwohl wird das Messer auch dann nicht aus der Hand gelegt, sondern zur Unterstützung der Gabel als Schieber gebraucht. Auch wenn es für das Messer gerade nichts zu tun gibt, soll es während des Ganges also nicht aus der Hand gelegt werden. Die Gabel sticht, Rücken nach oben, leicht in das abgeschnittene Fleischstück und hebt es zum Munde. Gemüse, Kartoffel usw. ohne Fleisch kann auch mit der nach oben offenen Gabel aufgenommen werden. Sie darf aber nicht erst in der Luft angefüllt werden, indem etwa das Messer die Speisen an ihr wie ein Maurerspachtel abstreicht, sondern immer direkt auf dem Teller. Und, wie man nicht oft genug sagen kann, nie zu hoch auf einmal aufladen, lieber die Gabel ein paarmal mehr zum Munde führen. […]
Jede Mahlzeit geht einmal zu Ende, auch die längste. Trotz der so oft angestrengten „Sitzung“ werden Sie jedoch niemals schwer und stumm in Ihren Stuhl zurücksinken, als hätten Sie schon mit einem kleinen Verdauungsschlummer begonnen. Bei den Rauchern erwacht die Sehnsucht nach der Zigarette. Doch sie sollten ihre Etuis steckenlassen und sich bezähmen, bis der Hausherr es für richtig hält, Zigaretten anbieten zu lassen. Vor dem Schlußgericht (Süßspeise oder Obst) wird das nicht der Fall sein. In der Regel geht man zu Kaffee, Zigarette und Likör nach beendeter Mahlzeit in ein anderes Zimmer. Wird der Kaffee sofort anschließend am Eßtisch serviert, nachdem alles Geschirr und alle Gläser abgedeckt sind, so paßt eine Zigarette recht gut dazu. Zugleich macht auch die Kiste Zigarren die Runde. Zwischen den Gängen zu rauchen, ist heute vielfach üblich geworden. Besonders schön ist das nicht, und bei großen, offiziellen Diners ist das zweifellos nicht am Platze. Vor dem Kriege verwendete man für die ganz engagierten Raucher gern sogenannte „Damen-Zigaretten“, die nur wenige Züge enthielten. Zur Zeit sind solche Zwischengangszigaretten nur als Sonderanfertigungen erhältlich. […]
Darum wird man auch allein genau so essen, als sei man mit anderen zusammen. Auch allein bleibt man ein Mitglied der menschlichen Gesellschaft, und man degradierte sich menschlich, wenn man sich von jenen Formen „befreite“, sobald man unbemerkt ist, als seien sie nur ein Komödienspiel, das man ohne Zuschauer nicht mehr nötig hätte. Wie könnte man auch von jemand verlangen, daß er als ernsthafter erwachsener Mensch sich nach Formeln richtete, die weiter nichts wären als bloße Spielregeln?
Doch es kommt noch hinzu, daß man niemals die nötige Sicherheit und Gewandtheit erlangt, wenn man immer erst in Gegenwart anderer mit seinem guten Benehmen beginnt. Da Appetit und schlechte Gewohnheit sehr bald den auferlegten Zwang durchbrächen, so würden sich die üblen Manieren doch schnell verraten. Wem daher der tiefere Sinn der Tischsitten verborgen bliebe, für den wäre es immer noch eine Sache der praktischen Zweckmäßigkeit, sich auch allein am Tische niemals gehen zu lassen.
——— Barbara Kleber:
Knigge für jeden Tag: Richtiges Benehmen.
Zeitgemäße Umgangsformen. Mit Trainingsfilm auf DVD, 2011:
Ein Beispiel: Dr. jur. Krösus (wir erinnern uns, der frischgebackene Doktor der Rechtswissenschaften) lädt seine beiden Mitarbeiterinnen zum Mittagessen in den Ratskeller ein. Alle Tische sind eingedeckt, ein paar Gäste sitzen im Gastraum. Dr. Krösus führt die Damen an einen Tisch seiner Wahl, ohne sich mit dem Service abgesprochen zu haben. Ein Kellner folgt der Prozession und weist die Gruppe darauf hin, dass dieser ausgewählte Tisch reserviert sei. Mit den Worten „Dann reservieren Sie eben einen anderen!“ lässt sich Krösus nieder, während die Damen noch zögerlich stehen bleiben. Der Kellner bittet Krösus höflich an einen anderen Tisch, denn dieser Tisch sei reserviert und schon für die Gäste dekoriert, die übrigens die Dekoration auch schon bezahlt hätten. Notgedrungen wechselt Krösus mit den Damen, denen die ganze Situation peinlich ist, an einen anderen Tisch. Krösus hat kaum von der Suppe gekostet, als er laut in die Hände klatscht, um die Aufmerksamkeit eines Kellners zu gewinnen. Dieser kommt auch schnell, weil er neues Unheil ahnt. Krösus erklärt ihm nun lautstark, dass er dieses „Dosenfutter“ nicht essen und auch nicht bezahlen wird. Mit einer Entschuldigung räumt der Kellner die Suppentasse ab. Die Damen löffeln weiter, immerhin scheint es ihnen zu schmecken. Zum Hauptgang haben die Herrschaften Rotwein bestellt. Wieder lässt Krösus den Service antreten und verkündet: „Diesen verkorkten Wein werde ich nicht trinken, bringen Sie mir ein Bier, damit können Sie hoffentlich nichts falsch machen.“ Schließlich sind die Teller und Gläser leer und Krösus ruft durch den Raum: „Zahlen!“ Der Kellner kommt mit der Rechnung. Derweilen hat Krösus seine Brieftasche gezückt, knallt drei Kreditkarten auf den Tisch mit der Bemerkung: „Suchen Sie sich eine aus!“ Während der Kellner noch mit der Karte seiner Wahl und der Abrechnung beschäftigt ist, steht Krösus auf und holt die Garderobe. Als sich die drei anziehen, kommt der Kellner mit der Karte und dem Rechnungsbeleg zurück. Wortlos nickend nimmt Krösus beides an sich. Die drei verlassen den Ratskeller und der Kellner atmet tief durch.
Sie wissen und können es besser. Notieren Sie hier Ihre Empfehlungen für Herrn Dr. Krösus:
Bilder: Badische Zeitung: Gutes Benehmen macht Eindruck.
Tischsitten sind weiter wichtig, 11. November 2013;
Les très riches heures du duc de Berry. Janvier (Stundenbuch des Herzogs von Berry, Januar):
Johann von Valois bei einem großen Mahl, ca. 1410 via Kochzitate:
Der Herzog sitzt an einem hohen Tisch unter einem luxuriösen Baldachin vor dem Kamin. Auf dem Tisch links vom Herzog ist ein goldenes Salzfässchen in Form eines Schiffs.
Barfußwochen 08: Danne ich wüete fluot des rîfen nû mit füezen bar
Update zu Dein pöschelochter roter mund:
Für die freundliche Lanzhoverin vom Bodensee, die theoretisch geholfen hätte.
——— Klaus Cäsar Zehrer: Die Stiftung Lyriktest informiert, „Ausgang“ zu: Hell und Schnell. 555 komische Gedichte aus 5 Jahrhunderten, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2004, Seite 515 f.:
Bei älteren Sprachspielen, die ihre Reifezeit bereits überschritten haben, können wir eine andere Tendenz feststellen. ist ihre Regel bis zum Äußersten ausgereizt, läßt sich ein komischer Effekt nur noch durch Regelbruch erzielen. So erging es dem Schüttelreim, einem Kunstgriff, den schon Konrad von Würzburg im 13. Jahrhundert kannte [Hervorhebungen in Zehrers Vorlage]:
Jârlanc vrîjet sich diu grüene linde
loubes unde blüete guot;
wunde güete bluot des meien ê der werlte bar.
gerner ich dur liehte bluomen linde
hiure in touwes flüete wuot,
danne ich wüete fluot des rîfen nû mit füezen bar.Am Ende des 19. Jahrhunderts brach, von den humoristischen Zeitschriften „Fliegende Blätter“ und „Ulk“ ausgehend und bald auf die breite Bevölkerung übergreifend, das Schüttelreimfieber aus. Jedes erdenkliche mehrsilbige Wort wurde durch Konsonantenumstellung auf die Probe gestellt, wobei erstaunlich viele Wendungen gefunden wurden. […]
Allerdings war die Regel so leicht anwendbar und führte zu einer solch enormen Trefferzahl, daß das ursprünglich recht lebendige und lustige Spiel schnell ins mechanische Abklappern von Buchstabenkombinationen umkippte. Bald mußte ein Schüttelreim schon außergewöhnlich zündend sein, um nicht zu langweilen. Als es endlich und endgültig keinen Schritt mehr voranging an der Schüttelfront, besann sich F. W. Bernstein der alten Faustregel von Henri Bergson, wonach das Lächerliche dort zutage tritt, „wo etwas Lebendiges von etwas Mechanischem überdeckt wird“. Systematisch vollzog er, was Erich Mühsam […] zuvor bereits beiläufig und zufällig gelungen war: Er dekonstruierte die banal gewordene Kunst der Wortschüttelei, indem er exemplarisch verhauene Vierzeiler verfaßte, die die erste Regel des Schüttelreimens (Kreuztausch der Konsonanten) penibel einhalten, aber ihre zweite (es dürfen dadurch ausschließlich sinnvolle Wörter entstehen) grob mißachten. So entstanden Meta-Schüttelreime […], deren Komik dadurch entsteht, daß sie den leeren Automatismus konventioneller Schüttelreime aufdecken, und darin wiederum liegt die Ursache füe die Erkenntnis, warum es unmöglich ward, nach Bernstein einen Schüttelreim zu schreiben.
Ninette, die stark ins Mittelalter orientierte und im Mittelhochdeutschen fortgeschrittene Lanzhoverin, meint angesichts Konrads von Würzburg: „Hihi, da geht’s um eine Barfüßige.“ — Stimmt fast: Es geht um einen Barfüßigen, weil das sprechende Ich zumindest in der zweiten Strophe nur entweder männlich oder lesbisch sein kann — womit in dieser Entstehungszeit nicht zu rechnen ist.
Nun zeichnen sich barfüßige Figuren in der Kunst gewöhnlich entweder durch besondere Armut, Verletzlichkeit oder Friedfertigkeit aus. Durch eine bestimmte Art der Schönheit glänzen sie erst in einer so neuen Zeit, in der Fußbekleidung so selbstverständlich geworden ist, dass ihr Mangel auffällt — also funktioniert das auch nur in wohlhabenden Kulturen, in denen freiwillig und nicht, um an den Schuhen zu sparen, barfuß gegangen wird. Überraschend deshalb, dass genau das im Hochmittelalter funktioniert haben muss.
In den Barfußwochen auf DFWuH erscheint deshalb Konrads vollständige dreistrophige Kanzone mit der Übersetzung von Max Wehrli aus: Deutsche Lyrik des Mittelalters, 100. Band der Manesse Bibliothek der Weltliteratur, Zürich 1955, 7., durchgesehene Auflage 2001.
Konrads durchtriebene Frühformen des Schüttelreims — in den zweiten Strophenhälften sind jeweils auch Binnenreime dabei —, die im Original durch vergrößerte Wortabstände deutlich werden, sind in Wehrlis Übersetzung leider völlig vernachlässigt; es ist eine reine Übertragung der Inhalte, was den Vorteil hat, dass sie keine sinneingreifenden Zugeständnisse an die Form machen muss:
——— Konrad von Würzburg: Lied 13, 13. Jahrhundert:
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——— Konrad von Würzburg: Lied 13, neuhochdeutsch 1955:
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Bilder: Cover Max Wehrli, Hrsg.: Deutsche Lyrik des Mittelalters. Mit 36 Abbildungen aus der Manessischen Liederhandschrift, 100. Band der Manesse Bibliothek der Weltliteratur, Zürich 1955;
Ninette von Lanzhoven, die gleich durch Armut, Verletzlichkeit, Friedfertigkeit und eine bestimmte Art der Schönheit glänzt, fertigt ein Nestelband, 22. Juni 2014.
Des Maies Wonneschlingen
——— Walther von Klingen:
Frühlingslied
nach Johann Jacob Bodmer (Hg.): Sammlung von Minnesängern aus dem schwäbischen Zeitpunkte,
1. von 2 Bänden, Zürich 1758 f.:
Swie diu zît sich wil verkêren Sêren
Muoz daz sende herze mîn
Wil mîn frouwe mich niht êren Mêren
Muoz mîn senelicher pîn
Frouwe ir tuont mir helfe schîn
Frouwe ir solt mich froeide lêren
Als ich muoz verdorben sîn.
Der Klangreim kommt vor allem im späteren Minnesang, in den Formspielereien des Barock und dann wieder in den mittelalterlichen Rückbesinnungen der Romantik vor. Ich will jetzt nicht apodiktisch behaupten, dass Brentano, als er die Minnesang-Sammlung von Bodmer übersetzen und in ähnlicher Weise wie Des Knaben Wunderhorn aufpolieren wollte, das souveränste Reimmuster seit Erfindung des Reimmusters gelungen ist — aber ein noch souveräneres als in der ersten Strophe fällt mir auch nicht ein. Eigentlich sind es siebenzeilige Strophen, weil die vierten Verse jeweils viel zu lang und binnengereimt sind, das sind sowieso immer die raffiniertesten. Und natürlich wirkt das künstlich.
Siehe auch: reicher Reim, Schlagreim, Inreim, Mittenreim:
——— Clemens Brentano:
An Bettine
März 1802, Erstdruck in Bettina von Arnim: Clemens Brentano’s Frühlingskranz aus Jugendbriefen ihm geflochten, wie er selbst schriftlich verlangte. Erster [de facto: einziger] Band, Charlottenburg 1844:
Ach ich sehe immer nach Deinem Bilde hin, und bin unendlich einsam, da hab ich gestern zwei Lieder geschrieben für Dich.
Wie sich auch die Zeit will wenden, enden
Will sich nimmer doch die Ferne,
Freude mag der Mai mir spenden, senden
Möcht‘ Dir alles gerne, weil ich Freude mir erlerne,
Wenn Du mit gefaltnen Händen
Freudig hebst der Augen Sterne.Alle Blumen mich nicht grüßen, süßen
Gruß nehm‘ ich von Deinem Munde.
Was nicht blühet Dir zu Füßen, büßen
Muß es bald zur Stunde, eher ich auch nicht gesunde,
Bis Du mir mit frohen Küssen
Bringest meines Frühlings Kunde.Wenn die Abendlüfte wehen, sehen
Mich die lieben Vöglein kleine
Traurig an der Linde stehen, spähen
Wen ich wohl so ernstlich meine, daß ich helle Thränen weine,
Wollen auch nicht schlafen gehen,
Denn sonst wär‘ ich ganz alleine.Vöglein euch mags nicht gelingen, klingen
Darf es nur von ihrem Sange,
Wie des Maies Wonneschlingen, fingen
Alles ein in neuem Zwange; aber daß ich Dein verlange
Und Du mein, mußt Du auch singen,
Ach das ist schon ewig lange.
Das erwähnte zweite Lied war Am Berge hoch in Lüften.
Was nicht blühet Dir zu Füßen: Hannah Amodeo:
You Can’t Ride In My Little Red Wagon, 22. September 2010.
Frühlingsreigen Buranum
Update zu Meteorologischer Frühlingsbeginn:
——— Carmina Burana: 167a, überliefert um 1230:
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——— Carmina Burana: 167a:
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Nicht einmal im Mittelalter — gerade nicht im Mittelalter — waren Frauen und Mädchen, für die Männer ein Lebensthema geworden sind, wahnsinnig genug, mit voller Absicht auf Zeit ohne Männer auszukommen: Es drohten Ächtung, Prostitution, Verarmung.
Die vier paarweise assonierenden Vierheber stehen im Codex Buranus in der Gruppe der Liebeslieder am Ende eines Liedes, mit dem sie sonst nichts verbindet: weder die Sprache (Latein), die Form noch der Inhalt. Darum ist das vermutlich ein brauchtümliches Tanzlied, das von Männern als Spottlied gesungen wurde, sich aber keinesfalls im Ernst auf weibliche Lebensentwürfe auswirkte. Möglicherweise ist es auch nur eine schlichte Ansage zum Festtanz, die sich dann auch von Frauen singen lässt.
Immerhin deuten die Freiheiten in der Reimgestaltung auf eine frühe Entstehungszeit — innerhalb der Carmina Burana also eher 11. als 13. Jahrhundert. Wenn man die Übersetzungen von Margherita Kuhn und Hugo Kuhn miteinander verheiratet, bekommt man eine richtig schöne Version und kann darüber nachsinnen, ob die beiden Übersetzer ebenfalls miteinander verheiratet sind oder seit wie vielen Sommern sie sich in ihren respektiven Reigen drehen.
Fachliteratur: Max Ittenbach: Der frühe deutsche Minnesang. Strophenfügung und Dichtersprache,
Max Niemeyer Verlag, Halle an der Saale 1939, Seite 185 f.
Megede: Tree-hugging dirt worshipper;
Dreams N Fantasies: Studie The Model, 1925;
Veruk: Nailas en Butoh, 4. August 2007.
Soundtrack: Dmitri Dmitrijewitsch Schostakowitsch: Klaviertrio Nr. 2 e-Moll op. 67, IV.: Allegretto, 1944.
Die Carmina Burana von Carl Orff wären an dieser Stelle zu pompös und zu naheliegend.