Doctor Fausti Weheklag und Höllenfahrt

Das Habe-nun-Ach für Angewandte Poesie.

Puschkins Faust 1 von 2: Es gähnt das Grab, das man euch gräbt

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Update zu Ein Nichts, ein Zwischenraum (Jedenfalls sie hattens nicht),
Indessen Pasternak und
Gefühl kann man zu Markt nicht bringen, doch Manuskripte jederzeit:

Natascha Buzina, Sankt Petersburg, 2019

Zweimal hat der Vater der russischen Literatur — Puschkin — sich 1825 am urdeutschen Faust-Stoff versucht: einmal in Form einer ausgearbeiteten Szene, einmal in Form dreier kurzer dramatischer Fragmente. Fangen wir unsere zweiteilige Serie an mit ersterer. Das Bildmaterial sei uns wenig faustisch, vielmehr Petersburgisch.

Wir treffen Faust und Mephisto am Strand — schon recht vertraut mitsammen.

Natascha Buzina, Sankt Petersburg, 2016

——— Александр Сергеевич Пушкин:

Сцена из Фауста

1825,
первая печать 1828:

Берег моря.

Фауст и Мефистофель.

Фауст
Мне скучно, бес.

Мефистофель
          Что делать, Фауст?
Таков вам положен предел,
Его ж никто не преступает.
Вся тварь разумная скучает:
Иной от лени, тот от дел;
Кто верит, кто утратил веру;
Тот насладиться не успел,
Тот насладился через меру,
И всяк зевает да живет —
И всех вас гроб, зевая, ждет.
Зевай и ты.

Фауст
          Сухая шутка!
Найди мне способ как-нибудь
Рассеяться.

Мефистофель
     Доволен будь
Ты доказательством рассудка.
В своем альбоме запиши:
Fastidium est quies — скука
Отдохновение души.
Я психолог… о вот наука!..
Скажи, когда ты не скучал?
Подумай, поищи. Тогда ли,
Как над Виргилием дремал,
А розги ум твой возбуждали?
Тогда ль, как розами венчал
Ты благосклонных дев веселья
И в буйстве шумном посвящал
Им пыл вечернего похмелья?
Тогда ль, как погрузился ты
В великодушные мечты,
В пучину темную науки?
Но — помнится — тогда со скуки,
Как арлекина, из огня
Ты вызвал наконец меня.
Я мелким бесом извивался,
Развеселить тебя старался,
Возил и к ведьмам и к духам,
И что же? всё по пустякам.
Желал ты славы — и добился, —
Хотел влюбиться — и влюбился.
Ты с жизни взял возможну дань,
А был ли счастлив?

Фауст
          Перестань,
Не растравляй мне язвы тайной.
В глубоком знанье жизни нет —
Я проклял знаний ложный свет,
А слава… луч ее случайный
Неуловим. Мирская честь
Бессмысленна, как сон… Но есть
Прямое благо: сочетанье
Двух душ…

Мефистофель
     И первое свиданье,
Не правда ль? Но нельзя ль узнать
Кого изволишь поминать,
Не Гретхен ли?

Фауст
          О сон чудесный!
О пламя чистое любви!
Там, там — где тень, где шум древесный,
Где сладко-звонкие струи —
Там, на груди ее прелестной
Покоя томную главу,
Я счастлив был…

Мефистофель
          Творец небесный!
Ты бредишь, Фауст, наяву!
Услужливым воспоминаньем
Себя обманываешь ты.
Не я ль тебе своим стараньем
Доставил чудо красоты?
И в час полуночи глубокой
С тобою свел ее? Тогда
Плодами своего труда
Я забавлялся одинокой,
Как вы вдвоем — все помню я.
Когда красавица твоя
Была в восторге, в упоенье,
Ты беспокойною душой
Уж погружался в размышленье
(А доказали мы с тобой,
Что размышленье — скуки семя).
И знаешь ли, философ мой,
Что́ думал ты в такое время,
Когда не думает никто?
Сказать ли?

Фауст
          Говори. Ну, что?

Мефистофель
Ты думал: агнец мой послушный!
Как жадно я тебя желал!
Как хитро в деве простодушной
Я грезы сердца возмущал! —
Любви невольной, бескорыстной
Невинно предалась она…
Что ж грудь моя теперь полна
Тоской и скукой ненавистной?..
На жертву прихоти моей
Гляжу, упившись наслажденьем,
С неодолимым отвращеньем:
Так безрасчетный дуралей,
Вотще решась на злое дело,
Зарезав нищего в лесу,
Бранит ободранное тело; —
Так на продажную красу,
Насытясь ею торопливо,
Разврат косится боязливо…
Потом из этого всего
Одно ты вывел заключенье…

Фауст
Сокройся, адское творенье!
Беги от взора моего!

Мефистофель
Изволь. Задай лишь мне задачу:
Без дела, знаешь, от тебя
Не смею отлучаться я —
Я даром времени не трачу.

Фауст
Что там белеет? говори.

Мефистофель
Корабль испанский трехмачтовый,
Пристать в Голландию готовый:
На нем мерзавцев сотни три,
Две обезьяны, бочки злата,
Да груз богатый шоколата,
Да модная болезнь: она
Недавно вам подарена.

Фауст
Всё утопить.

Мефистофель
          Сейчас.

(Исчезает.)

——— Alexander Sergejewitsch Puschkin:

Szene aus dem „Faust“

1825, gedruckt 1828,
übs. Homunculus, i. e. Sigismund von Radecki 1940:

Meeresufer

Faust und Mephistopheles

Faust
Ich öd mich, du.

Mephistopheles
     Was macht man, Faust!
Ihr müßt euch dies als Grenze ziehen,
Und keiner übertritt den Strich —
Alles Lebendige langweilt sich:
Vor Faulheit der, und der voll Mühen,
Im Zweifeln der, der wenn er glaubt,
Genuß will jedem stets entfliehen,
Den hat sein Übermaß beraubt,
Und jeder gähnt und jeder lebt,
Es gähnt das Grab, das man euch gräbt,
So gähn auch du.

Faust
          Fort mit den Witzen!
So spür was aus, das irgendwie
Zerstreuung schafft.

Mephistopheles
     Kann dir denn nie
Verständige Beweiskraft nützen?
So schreib dir ins Notizbuch nieder:
Fastidium est quies — merke:
Man langweilt und man stärkt sich wieder.
Psychologie ist meine Stärke! …
Wann langweiltest du dich denn nicht?
Denk einmal nach! Wenn wir’s entdeckten!
Als auf Vergil sank dein Gesicht
Und Prügel deine Geister weckten?
Vielleicht wohl, als du Rosen streutest
Auf leicht gewillter Mädchen Brust
Und ihnen beinah wütend weihtest
Den rausch der abendlichen Lust?
Oder vielleicht, als dir versanken
Zu edlem Grübeln die Gedanken.
Zu dunklem Forschen dunkler Zeile —
Doch nein, ich weiß, vor Langerweile
Zitiertest du aus Feuersglühn
Mich her als deinen Harlekin.
Da mußt ich mich verteufelt winden,
Dir zur Erheitrung was zu finden:
Zu Hexen ging es, Hexenmeistern …
Was half’s? Dich konnte nichts begeistern.
Du wolltest Ruhm — nun denn, ihn gibt es,
Du wolltest lieben — nun, du liebtest.
Vom Leben nahmst du den Tribut,
Doch warst du glücklich?

Faust
          Sei so gut
Und laß die Finger von der Wunde!
Weil Wissen steigt, wenn Leben fällt,
Fluch ich dem Wähnen dieser Welt,
Und Ruhm — ein Strahl zur Zufallsstunde,
Zu haschen nicht … und alle Ehre
Ist Traum und sinnlos … Eines wäre
Mir Glück: das innige zu Zwein
Der Seelen …

Mephistopheles
     Und ein Stelldichein,
Nicht wahr? Ich tret wohl nicht zu nah —
An wen erinnerst du dich da?
Doch nicht an Gretchen?

Faust
          Oh, ich sehe!
O heiße Liebesflammenhelle!
Dort — in der tiefsten Waldesnähe,
Beim kleinen Klingen einer Quelle,
Sank mir die Stirn durchs Blattgewimmel
Herab auf ihre schöne Brust
Und fühlte Glück …

Mephistopheles
          Herrgott im Himmel,
Daß du stets phantasieren mußt!
Erinnrung ist dir schnell zu Diensten,
Schon sitzt du, in dich selbst vergafft —
Hab ich denn nicht mit meinen Künsten
Der Schönheit Wunder dir verschafft,
Und sie in keuscher Schlafenszeit
Dir zugeführt? In aller Frühe
Hab ich der Früchte meiner Mühe
Mich dann im stillen recht gefreut:
Wie ihr da beide … Oh, ich weiß!
Als damals deine Schöne heiß
In Lust erbebt‘, in trunknem Schenken —
Ward dir der Kopf unruhig wach
Und schon verfielst du deinem Denken.
(Doch vorher wiesen wir ja nach:
Im Denken — stiert schon Langeweile!)
Weißt du auch, Philosoph von Fach,
Was du in jener Wonneneile
Dachtest, wo sonst wohl niemand denkt?
Sag ich’s?

Faust
          So sprich, wenn es dich drängt!

Mephistopheles
Du dachtest: Lämmchen mein, du Gute,
Wie hab ich mich nach dir verzehrt!
Wie hab ich klug im jungen Blute
Die Herzenswünsche wachgestört!
Und ohne Hinblick, ohne Willen
Gab sie sich ihrer Liebe hin …
Warum muß grade meinen Sinn
Jetzt Scham und Langeweil‘ erfüllen? …
Aufs Opfer meiner Liebesglut
Blick ich nun, satt von dem Genusse,
Mit unverhohlnem Überdrusse:
So wie ein junger Tunichtgut,
Dem flugs das Messer alles gilt,
Im dunklen Wald den Bettler schlachtet,
Und nun den lumpigen Leichnam schilt;
So wie der Käufer seine Schöne,
Nach schnell gestilltem Lustgestöhne,
In Furcht mit scheelem Blick betrachtet …
Aus allem diesen ward dir drauf
Sogleich der eine Schluß zur Stelle …

Faust
Verschwinde, Ausgeburt der Hölle!
Mir aus den Augen! Schneller — lauf!

Mephistopheles
Gewiß. Doch gib mir was zu tun;
Du weißt, so ohne Auftrag gehe
Ich niemals gern aus deiner Nähe —
Ich mag nun mal nicht müßig ruhn.

Faust
Was zieht dort Weißes? — Sag es auf.

Mephistopheles
Ein Spanier-Klipper hart am Winde,
Nach Holland steuert er geschwinde,
Dreihundert Töpfe sitzen drauf,
Zwei Meerkatzen, ein Haufen Gold,
Zehn Zentner Kaffee; unverzollt
Noch eine Krankheit, streng modern,
Das Neueste für Damen und Herrn.

Faust
Alles versenken!

Mephistopheles
          Ja? … sofort!

(verschwindet)

Bilder: Наташа Бузина:

  1. Стихи, August 2019;
  2. Павловск, September 2016;
  3. Львиный мостик ночью, 2016,

aus: Санкт-Петербург, ab 2016.

Natascha Buzina, Sankt Petersburg, 2016

Soundtrack: Julia Vorontsova: Pushkin, aus: From St. Petersburg With Love, 2014:

Written by Wolf

3. September 2021 um 00:01

Veröffentlicht in Ehestand & Buhlschaft, Romantik

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