So einfach könnt’s sein. Auf welchen verschlungenen Wegen der Mensch jedoch zu seinem persönlichen irdischen Glück gelangen kann, drängt sich durch alle Epochen immer wieder als Gegenstand der Philosophie für Fortgeschrittene auf. Schopenhauer darf man nicht ausgerechnet dazu befragen, der meint:
Es gibt nur einen angeborenen Fehler, und das ist die Vorstellung, dass wir existieren, um glücklich zu sein.
Edgar Allan Poe, diametral entgegengesetzt, meint:
Es ist aber doch eine Binsenweisheit, daß wir existieren, um glücklich zu sein.
But it is a truism that the end of our existence is happiness. If so, the end of every separate aim of our existence — of everything connected with our existence, should be still — happiness. Therefore, the end of instruction should be happiness — and happiness, what is it but the extent or duration of pleasure? — therefore, the end of instruction should be pleasure.
Es ist aber doch eine Binsenweisheit, daß wir existieren, um glücklich zu sein. Wenn das stimmt, dann müßte auch jeder einzelne Bereich unserer Existenz, alles, was überhaupt mit unserer Existenz verbunden ist, das Glück zum Ziel haben. Das Ziel der Belehrung sollte daher Glück sein — und was ist Glück anders als umfassendes und dauerndes Vergnügen? —, weshalb denn auch das Ziel der Belehrung Glück sein sollte.
Nach den Rezepten zur Glückseligkeit von Solon via Herodot (beide nach ruhmreichen Karrieren unbekannt verstorben) und Heinrich von Kleist (erweiterter Selbstmord) hören wir heute auf die Handreichung aus The Domain of Arnheim in verschiedenen Fassungen zwischen 1842 und 1847 von Edgar Allan Poe (im Delirium tremens in einem Baltimorer Rinnstein aufgefunden, den Folgen der Trunksucht erlegen):
———- Edgar Allan Poe:
The Domain of Arnheim
The Columbian Lady’s and Gentleman’s Magazine, March 1847:
The ideas of my friend may be summed up in a few words. He admitted but four elementary principles, or, more strictly, conditions, of bliss. That which he considered chief was (strange to say!) the simple and purely physical one of free exercise in the open air. “The health,” he said, “attainable by other means is scarcely worth the name.” He instanced the ecstacies of the fox-hunter, and pointed to the tillers of the earth, the only people who, as a class, can be fairly considered happier than others. His second condition was the love of woman. His third, and most difficult of realization, was the contempt of ambition. His fourth was an object of unceasing pursuit; and he held that, other things being equal, the extent of attainable happiness was in proportion to the spirituality of this object.
———- Edgar Allan Poe:
Der Park von Arnheim
März 1847, Übersetzung Arno Schmidt, Werke II, Walter-Verlag 1967, Seite 598 f.:
Aber es ist schließlich nicht meine Absicht, einen Essay über Glückseligkeit zu Papier zu bringen. Die Ideen meines Freundes lassen sich in wenigen Worten zusammenfassen. Er ließ nicht mehr als 4 fundamentale Grundlagen, oder, korrekter, Voraussetzungen, eines seligen Lebens gelten. Diejenige, die er als das Wichtigste betrachtete, war (merkwürdigerweise!) eine simple & rein physische, nämlich körperliche Bewegung in freier Luft. „Die Gesundheit, wie man sie durch andere Mittel erzielt,“ pflegte er zu sagen, „ist kaum desselben Namens würdig.“ Als Beleg für sich führte er die Wonnen des Fuchsjägers an; und verwies auf den Pflüger im Erdenschoß als den Einzigen, der, als Klasse betrachtet, mit Recht für glücklicher angesehen werden kann, denn Andere. Seine zweite Voraussetzung war die Liebe des Weibes. Die dritte (und am schwierigsten einzuhaltende) bestand in der Verachtung jeglichen Ehrgeizes. Die vierte war, daß ein Gegenstand unablässigen Trachtens vorhanden sei; und er behauptete, daß, wenn auch alles andre noch gleichmäßig verteilt wäre, das Ausmaß des ereichbaren Erdenglücks genau proportional sei der Vergeistigtheit eben dieses Trachtens.
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