Dornenstück 0007: Non stabat pater dolorosus
Update zu Des Frühlings beklommnes Herz,
Show me a guy that doesn’t want to come down off the cross,
Oh my, oh my, oh my, what if it was true? (O wolle nicht ergründen, was einmal unergründlich ist)
und Nachtstück 0027: Uns lieben Brüdern Wohlgefallen und ein recht gutes Jahr!:
Karfreitag in siebenzeiligen Strophen.
Im übrigen halte ich in der christlichen Ikonographie den Pater dolorosus, der Sankt Joseph einmal gewesen sein muss, für unterrepräsentiert. Zwei Jahrtausende haben nicht zu überliefern für nötig befunden, ob ein Mensch und Vater namens ܝܰܘܣܶܦܢܳܨ ܡܶܢ ܪܰܬ݂ bei Jesu Kreuzigung überhaupt zugegen war; dass er vorher etwa 63-jährig verstarb, muss man sich nach Kirchenvater Hieronymus umständlich herbeideduzieren.
Umso anrührender finde ich es von Matthias Claudius, dass er in der Totenklage um einen noch nicht zweijährigen Sohn ganz selbstverständlich dem Vater wie der Mutter die Hoffnung auf Auferstehung zuschreibt: Er muss wieder lebendig werden, sonst hätte doch das ganze Leben keinen Sinn.
Die Hoffnung stirbt zuletzt, das ist das Perfide.
——— Matthias Claudius:
Die Mutter am Grabe
Auf den Tod des zweiten Sohnes, Matthias, geboren 6. Dezember 1786, gestorben 4. Juli 1788
aus: Asmus omnia sua secum portans, oder: Sämmtliche Werke des Wandsbecker Boten, Fünfter Theil,
Wandsbeck. Beim Verfasser, 1789, und in Comißion bey Carl Ernst Bohn in Hamburg, 1790:
Wenn man ihn auf immer hier begrübe,
Und es wäre nun um ihn gescheh’n;
Wenn er ewig in dem Grabe bliebe,
Und ich sollte ihn nicht wieder seh’n,
Müßte ohne Hoffnung von dem Grabe geh’n –
Unser Vater, o du Gott der Liebe!
Laß ihn wieder aufersteh’n.
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Der Vater
Er ist nicht auf immer hier begraben,
Es ist nicht um ihn gescheh’n!
Armes Heimchen, Du darfst Hoffnung haben,
Wirst gewiß ihn wieder seh’n
Und kannst fröhlich von dem Grabe geh’n,
Denn die Gabe aller Gaben
Stirbt nicht, und muß aufersteh’n.
Bilder: Krypta der Asamkriche Sankt Johann Nepomuk in München,
Öffnungszeiten ausschließlich karfreitags und karsamstags mit Stillem Gebet 17 bis 20 Uhr,
selbergemacht am Karfreitag, 29. März 2013.
Soundtrack: Giovanni Battista Pergolesi: Stabat mater, 1736,
vermutlich einzige Einspielung mit dem deutschen Text von Christoph Martin Wieland, 1779,
in: Der Teutsche Merkur 1781, 1. Quartal, Seite 101 bis 106,
aufgenommen 2008 in der Peterskirche Oßmannstedt, als CD bei Naxos 8.551276, als Playlist:
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