Doctor Fausti Weheklag und Höllenfahrt

Das Habe-nun-Ach für Angewandte Poesie.

Den Bach runter

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„Na?“ Die Wölfin sitzt wie immer am Computer. „Fertig mit Einkaufen? Irgendwelche Schätze gehoben?“

„Aber hallo. Eine CD Mit Bach-Kantaten.“

„Mit Smash-Hits drauf, die man kennen muss?“

„Sicher. Wir müssen durch viel Trübsal in das Reich Gottes eingehen. Am Sonntag Jubilate, BWV 146.“

„Um Gottes willen. Du verarschst mich hoffentlich.“

„Würde ich das je tun?“

„Solang du mir mit den Gegenbeweisen vor der Nase wedelst, vielleicht nicht.“

„Durch so viel Trübsal will ich nie.“

„Jubilate? Was singen die dann erst am Sonntag Lamentate?“

„Gar nix, weil’s den nicht gibt.“

„Immerhin. Heißt das, da kommt eine Steigerung?“

„Aber ja! Es folgt: Gottlob! nun geht das Jahr zu Ende. Am Sonntag nach Weihnachten, BWV 28.“

„Stockschwerenot. Eine Art Weihnachtsblues?“

„Wenn du veranschlagst, dass die Blueser heute auch Kirchentonarten verwenden, irgendwie schon.“

„Wie ich nur die neutrale Skalenbasis des dorischen Modus vergessen konnte. Hast du noch mehr solche himmelhoch jauchzenden Kasteiungen?“

„Als letztes: Ich elender Mensch, wer wird mich erlösen. Am 19. Sonntag nach Trinitatis, BWV 48.“

„Und das willst du dir jetzt anhören …“

„Aber auf sowas von Repeat.“

„Ich bin dann mal Essen machen.“

„Jubilate.“



Nicht mehr käuflich, aber in ungekürzter Folge auf YouTube
und als verkratzter Abschreibungskandidat in der Münchner Gasteig-Bibliothek.

Written by Wolf

8. Februar 2013 um 00:01

Veröffentlicht in Barock, Schall & Getöse

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