Doctor Fausti Weheklag und Höllenfahrt

Das Habe-nun-Ach für Angewandte Poesie.

3. Katzvent: Die Katze als Subjekt der bildenden Kunst

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Der Advent 2016 führt uns nicht mehr einfach das künstlerische Schaffen über Katzen vor,
sondern das von Katzen.

Update zu The Watercolors of the Astrokater und
zum 3. Katzvent 2015: Und ich singe was ich fühle:

  1. ——— Michael Mathias Prechtl:

    Astrokater Schrodinger

    aus der Galerie berühmter Katzen aus Literatur und Malerei, 1997, in: E.T.A. Hoffmann: Lebensansichten des Katers Murr Nebst fragmentarischer Biographie des Kapellmeisters Johannes Kreisler in zufälligen Makulaturblättern, Büchergilde Gutenberg, Frankfurt am Main 1997:

    Michael Mathias Prechtl, Astrokater Schrodinger aus der Galerie berühmter Katzen aus Literatur und Malerei, 1997, in E.T.A. Hoffmann, Lebensansichten des Katers Murr Nebst fragmentarischer Biographie des Kapellmeisters Johannes Kreisler in zufälligen Makulaturblättern, Büchergilde Gutenberg, Frankfurt am Main 1997

    Die beste amerikanische Astronautin, Amanda Jaworski, anerkannte Physikerin, Expertin in Atomphysik, Strahlenkunde, Astronomie, Geologie und Photometrie hat ihren Kater Schrodinger benannt, nach dem Physiker und Philosophen Erwin Schrödinger, der mit seinem theoretischen Experiment der “Katze im Kasten” berühmt wurde. Amerikaner leugnen die Notwendigkeit von Pünktchen auf dem o und anderswo, so daß sich der arme Schrödinger unnötig schnöde verödet vokalisiert vorkommen muß. Kater Schrodinger verschluckt zwei vom Subpartikel Tachyon verlorene Evolutionsmoleküle, fängt an zu zeichnen (ausschließlich Amandas Füße) und wird von den blauen Robotern zum Planeten Epsilon Erdani entführt, vierzig Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt. Amanda, die mit ihrem Raumschiff zum Mars fliegen soll, ändert ihren Kurs dahin, um ihren geliebten Kater zu retten.

    Wem dies alles wie Science ichweißnichtwas vorkommt, der liegt richtig, aber um die wunderbare Story zu durchschauen, muß er unbedingt Carol Hills dickes Buch lesen, mindestens zweimal.

    Ein Kater in einem dicken, physikbeschwipsten Roman von einer Frau über eine Frau für Frauen, der malen kann. Prechtl stellt ihn in einem klassischen Motivdreieck dar, als deren wichtigste Ecke die links untere mit dem Frauenportrait erscheint: Die Frau schaut versonnen zu, wie ihr geliebter und liebender Kater ihren Fuß abbildet — den Teil an ihr, den er als Fußbodenbewohner am häufigsten zu Gesicht bekommt. Dabei sieht sie so glücklich aus, wie man sich Frauen wünscht, mit denen man zusammenlebt: Sie fühlt sich durch Kater Schrodingers Blick gewertschätzt und wertschätzt zurück. Ob auch in einer Astronautin noch das alte, anerkennungsbedürftige kleine Mädchen steckt?

    Prechtl und der Kater zeigen uns in einer Allegorie einen glückhaften Vorgang. Empfohlen sei an dieser Stelle überhaupt auch uns, die wir mit weniger als vier Beinen auskommen müssen, unserem Lieblingsmenschen in allen Wortsinnen die Füße zu malen. Ihm die Zehennägel zu lackieren, um seine Schönheit zu erhöhen, ist ein im besten Sinne intimer, verbindender Moment; mit Bleistift und anderen Zeichen- oder Maltechniken ein getreues Abbild seiner Füße zu schaffen, hilft ihn verstehen. Die oben wiedergegebene „Amanda Jaworski“ zum Beispiel verfügt über griechische Zehen wie die Göttinnen der griechischen Mythologie und damit offenbar über besondere Stärke, Intelligenz und erotische Anziehungskraft. Der Kater weiß das.

  2. Der Abessinierkater Rusty aus Edinburgh malt gern im Stil des unfigurativen Impressionismus.

    Der Abessinierkater Rusty aus Edinburgh malt gern im Stil des unfigurativen Impressionismus, Kater Paul, 31. Dezember 2010

  3. Diese Zeichnung von Mike Twohy aus dem New Yorker dokumentiert dagegen die skulpturelle Betätigung einer Wohnungskatze mit einem vorhandenen Gegenstand. Sein Werk ist einer Kunstrichtung zuzuordnen, die man artifizielle Metamorphose nennen könnte.

    Diese Zeichnung von Mike Twohy aus dem New Yorker dokumentiert dagegen die skulpturelle Betätigung einer Wohnungskatze mit einem vorhandenen Gegenstand. Sein Werk ist einer Kunstrichtung zuzuordnen, die man artifizielle Metamorphose nennen könnte, Kater Paul, 31. Dezember 2010

  4. Ich selbst (im Bildhintergrund) arbeite schon seit langem unter dem Arbeitstitel Miezkunstwerk an der kompletten künstlerischen Umgestaltung unserer Mietwohnung.

    Ich selbst im Bildhintergrund arbeite schon seit langem unter dem Arbeitstitel Miezkunstwerk an der kompletten künstlerischen Umgestaltung unserer Mietwohnung, Kater Paul, 31. Dezember 2010

    Die Bilder 2 bis 4 wurden zuerst dokumentiert vom Kater Paul in: Katzen sind Künstler, 31. Dezember 2010. Das fünfte auch. Immer wieder danke für die stete Anregungen, o kluger Miez!

  5. ——— Robert Gernhardt:

    Es ist ein Maus entsprungen:

    aus: Hier spricht der Dichter. 120 Bildgedichte, Haffmans Verlag, Zürich 1985:

    Die Katze träumt vom Weihnachtsfest,
    wogegen sich nichts sagen läßt,
    enthielte nicht ihr Weihnachtstraum
    auch diesen Katzenweihnachtsbaum:

    Robert Gernhardt, Es ist ein Maus entsprungen

Soundtrack: Welpen als Subjekte der Klangkunst:
G. Berthold, i. e. Robert Lucas Pearsall:
Duetto buffo di due gatti, 1825,
Kompilation aus Gioacchino Rossini: Otello, 1816,
in einer, weil man sich diskutierende Katzen spontan eher jungisch vorstellt, angemessen verspielten Version von ungenannten Solisten des Coro del Liceo Franco Mexicano im Palacio de Bellas Artes, 2010:

Written by Wolf

16. Dezember 2016 um 00:01

Veröffentlicht in Das Tier & wir, Romantik

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