Lessing aktuell
Wir lachen, wenn wir hören, daß bei den Alten auch die Künste bürgerlichen Gesetzen unterworffen gewesen. Aber wir haben nicht immer Recht, wenn wir lachen. Unstreitig müssen sich die Gesetze über die Wissenschaften keine Gewalt anmaaßen; denn der Endzweck der Wissenschaften ist Wahrheit. Wahrheit ist der Seele nothwendig; und es wird Tyranney, ihr in Befriedigung dieses wesentlichen Bedürfnisses den geringsten Zwang anzuthun. Der Endzweck der Künste hingegen ist Vergnügen; und das Vergnügen ist entbehrlich. Also darf es allerdings von dem Gesetzgeber abhangen, welche Art von Vergnügen, und in welchem Maaße er jede Art desselben verstatten will.
Gotthold Ephraim Lessing: Laokoon, 1766.
——— Arno Schmidt: Das steinerne Herz, Stahlberg, Karlsruhe 1956,
cit. Zürcher Kassette Band 4, Seite 28:
Wenn man Lessing verachten lernen will, muß man den Laokoon vornehmen : „Der Endzweck der Künste ist Vergnügen. Und das Vergnügen ist entbehrlich. Also darf es allerdings vom Gesetzgeber abhängen, welche Art von Vergnügen er gestatten will.“ Und das ganz im tierischsten Klassikerernst : das waren ooch dolle Hähne ! !
Das Vergnügen ist entbehrlich: Alice Schmidt ca. 1950,
Arno-Schmidt-Stiftung via Bayern 2 Radio, 15. Januar 2014;
Das tut uns leid: GameStar, 26. Februar 2014.
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