Die west-östlichen Sofata
Nein, das heißt nicht richtig „Sofata“. Wenn Sie beim Einkaufen im Bahnhofsviertel Goethe treffen, geben Sie sich auch nicht mehr mit halbherzigen Hyperkorrektismen wie „Sofae“ zufrieden.
Überhaupt ist es ein ganz anderes Einkaufserlebnis in der Münchner Goethestraße, als wenn man immer nur die Filialen der Rewe-Kette aufsucht, in denen man sich deutschlandweit sofort auskennt. In der Türkei bestimmt auch, falls sie dort agieren. Agieren sagt man doch, oder?
Überhaupt die Wörter; von einer Goethestraße erwartet man ja nichts anderes. Hätten Sie je geahnt, dass Birnen auf Türkisch Armut heißen?
Die Dame aus dem Film war gerade ausgegangen, Ginkgo biloba war noch da.
——— Goethe: West-östlicher Divan: Buch des Unmuts, handschriftlich 26. Juli 1814:
Keinen Reimer wird man finden,
Der sich nicht den besten hielte,
Keinen Fiedler, der nicht lieber
Eigne Melodien spielte.Und ich konnte sie nicht tadeln;
Wenn wir andern Ehre geben,
Müssen wir uns selbst entadeln;
Lebt man denn, wenn andre leben?Und so fand ich’s denn auch juste
In gewissen Antichambern,
Wo man nicht zu sondern wußte
Mäusedreck von Koriandern.Das Gewesne wollte hassen
Solche rüstige neue Besen,
Diese dann nicht gelten lassen,
Was sonst Besen war gewesen.Und wo sich die Völker trennen
Gegenseitig im Verachten,
Keins von beiden wird bekennen,
Daß sie nach demselben trachten.Und das grobe Selbstempfinden
Haben Leute hart gescholten,
Die am wenigsten verwinden,
Wenn die andern was gegolten.
Bild: Hotel Goethe, München;
Film: Nil Ausländer, 28. Mai 2010.
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